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Inhalt:
Z 'Basel an mym Rhy . Seite 9
Der alemannische Pegasus . " 35
Der Hausfreund . " 71
Ausklang . " 101
Federzeichnungen von Rudolf Dürrwang.
Pfalz Wiese Röttler Schloß Hebelhaus in Hausen
Buchdruckerei Werner-Riehm, Basel.



J. P. Hebel und Basel



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J. P. Hebel und Basel

von

Fritz Liebrich


Basel 1926 Verlag Helbing & Lichtenhahn


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Auf den 100. Todestag J. P. Hebels

(22. September 1926)

herausgegeben im Auftrag der

Kommission zur Förderung des heimischen

Schrifttums



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Z'Basel an mym Rhy.



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In Johann Peter Hebels Dichtungen sich vertiefen, heißt für den Basler eine Rückschau tun in die Zeit, da unsere Stadt von Mauern und Gräben umgeben war, da sich das Leben in engen, stillen Straßen abspielte und der Bürger den Feierabend auf der hölzernen Bank vor dem Hause genießen konnte. Es bedeutet auch einen Blick werfen über die engen, abgezirkelten Grenzen in das Land vor den Mauern draußen, wo die Natur noch das Recht hatte, farbige Sommervögel, Vogelsang und Blumen zu vergeuden. Und obwohl der Dichter kein Basler war, verspürt der Städter einen heimatlichen Hauch und kann die Namen Hebel und Basel nicht voneinander trennen.

Im Wiesental, jenseits der Grenze, wuchs die Poesie des alemannischen Sängers. Aber was bedeutet eine politische Scheide? Von jeher wurde sie übersprungen, und ein eigenartiges Spiel der Geschichte ließ immer das Leben von draußen in die Stadt herein und von drinnen hinaus wogen im ausgleichenden Wechsel. Schon die Namen der Ortschaften, die in Hebels Leben eine Rolle spielen, zeugen davon. In Lörrach hatte Alban seit 1103 den Pfarrsatz. Er war dem Kloster durch den Bischof von Hasenburg zugesprochen worden, und das Pfarrhaus in dem kleinen Städtchen zu unterhalten, war noch 1749 Pflicht des Stiftes. Hauingen gehörte ihm ebenfalls, und als



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dort 1767 die Kirche neu gebaut wurde, trug St. Alban ein Drittel der Kosten "ratione des Chores", wie eine Gedenktafel an der Kirchenmauer meldet, nachdem im Jahr vorher die Baufälligkeit des Gotteshauses durch Schaffnerei und Stadtingenieur war festgestellt worden. Schopfheims Kirchensatz hatte Markgraf Wilhelm 1440 an St. Alban verkauft. Dadurch war auch Hausen mit Basel verbunden; denn es war bis 1740 Filiale von Schopfheim. In Weil endlich hatte das Domkapitel zu Basel das Pfarrhaus zu bauen und bestimmte 1756 den ihm zugehörigen "Arlesheimerhof" in Weil zur Wohnung des Geistlichen.

Auch das Leben von draußen wirkte in die Stadt hinein. Bekannt sind ja die Festlichkeiten der Markgrafen bei den Einzügen in ihren Palast an der Hebelstraße. Doch ganz unscheinbare geschäftliche Beziehungen zeigen das Ineinandergreifen der Interessen. So richtete z. B. der Bürger zu Basel Johann Jakob Iselin, der Güterfuhrmann, an den "Durchlauchtigsten Fürst und gnädigsten Fürst und Herr" von Baden ein Gesuch, in dem er "unterthänigst"anfragte, "ob ihme gnädigst"gestattet werde, eine Stallung zu 30 Stück Pferden "in dem Burgvogtey Hof der Minderen Stadt erbauen zu dürfen." Und die an sich gewiß unwichtige Tatsache, daß 1777 die Abrechnung von Hebels Vormund aufführt "Vor ein Reißzeug zu Basel ausgelegt 3 Pfund 30 Batzen" und "vor Tuch zu einem Kleid nebst Futter Tuch zu Basel bezahlt 10 Pfund 7 Batzen" verrät, daß Handel und Wandel nach der Stadt hinstrebte. In die Hunderte und Tausende gehen derartige Beziehungen.



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Tiefer waren geistige Einflüsse. Als 1689 die Franzosen Durlach einäscherten, wurde das Baden-Durlachsche Archiv im markgräfischen Hof zu Basel untergebracht. Verwalter desselben war von 1703 an der Dichter Karl Friedrich Drollinger. Wie aus der Grabrede hervorgeht, die ihm 1742 sein Freund, der poeta laureatus Johann Jakob Spreng, hielt, hat dieser Mann bestimmenden Einfluß auf die Stadt ausgeübt. Während hier sonst die Fremden mit stolzen und scheelen Augen angesehen wurden, genoß Drollinger größtes Ansehen. Jedermann wollte ihn kennen, lesen und hören. Ganz Basel lernte durch ihn Interesse für die Literatur empfinden. "Sogar bey den Frauenzimmern begonnte man," sagt Spreng, "eine neue Lehrbegihrde und einen neuen und bessern Geschmack wahrzunehmen." Vorher mußte sich "dasselbige bald scheuen, belesen zu seyn und eine Erkänntniß von bündigen Schriften zu haben". Unter den Männern aber, die sich um Drollinger und Spreng sammelten, sind solche mit gut baslerischen Namen wie Buxtorf, Stähelin, Christ, Raillard, Burckhardt. Die damals entstandene Bewegung hatte weitgehende Folgen für das städtische Geistesleben. Die "Basler Deutsch Gesellschaft" wurde gegründet, Bruckners "Versuch einer Beschreibung historischer und natürlicher Merkwürdigkeiten der Landfest Basel" und Sprengs "Idioticon Rauracum oder baselisches Wörterbuch" entstanden. Das Interesse für die Heimat wurde geweckt, und die Stadt begann, sich nach einem eigenen Dichter zu sehnen.

In solcher Weise wurden die politischen Grenzen unsichtbar gemacht. Und als Hebel kam, war das Gefühl der Zusammengehörigkeit



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derart bei ihm mächtig, daß die Stadt ganz selbstverständlich in seine Dichtung eng verflochten war. Gewiß ist sein Basel nicht genau so, wie wir es sehen. Was wir bei ihm finden, ist das Erlebnis der Stadt mit dichterischen Augen geschaut. Wir dürfen dabei ruhig eingestehen, daß Hebel kein Großer der Literatur ist. Um so näher aber steht er uns. Denn er ist ein echter Dichter und lebt sich in unserer kleinen Welt aus. Deshalb ist jedes Ding seines Daseins bedeutsam, der Ausgangspunkt und das künstlerisch Erreichte erfüllen sich in unserem Gesichtskreis. Und so mögen wir denn diesem Dichterleben und Dichterwerk nachsinnen, wie es in unserer Stadt seinen Anfang nimmt und von hier aus gesehen seinen Weg geht.


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Wer in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den Blumenrain zu Basel hinanstieg, dem stellte sich oben beim Seidenhof massig und breit der St. Johannschwibbogen entgegen. Es mochte sonderbar genug sein für den Wanderer, der von der engen, finsteren Gasse her den Torbogen durchschritt, plötzlich Licht um sich zu fühlen. Unmittelbar vor dem Turme lag der Gottesacker der Predigerkirche hinter niederen Mauern. Es verbreitete sich dort eine ernste Stimmung. Auf der Innenseite der Friedhofmauern war der "Totentanz" gemalt, der sich unauslöschlich dem Gemüt einprägte. In vielen Drucken waren die Bilder verbreitet, kleine Plastiken wurden zum Kaufe ausgeboten, und noch heute, da die Begräbnisstätte längst verschwunden ist und die Bilder mit ihr, geistert der Tod von Basel im Volksliede, und der Name "Totentanz" haftet dem alten Platz unvergänglich an.

Zwischen dem Schwibbogen und dem weit draußen stehenden St. Johanntor lag die St. Johannvorstadt. Es schien, als wollte sich die Gräberstimmung gewaltsam in diesem Quartier festhalten. Denn noch einmal war in der Vorstadt ein Gotteshaus, die St. Johannsküche, im Basler Dialekt Sante Hans genannt, beim Johanniterhaus, und wiederum lag dort ein



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Friedhof, der St. Johanngottesacker, der noch am Ende des neunzehnten Jahrhunderts vorhanden war und wie eine Insel zwischen zerfallenden Mauern unermüdlich Veilchen, Rosen und Zypressen hegte. Wenige Schritte weit davon drängte sich die Straße unter dem St. Johanntor hindurch und zog als Elsässerstraße hinaus in den Sundgau. Ihr zur Seite standen, wie zufällig da und dort hingestellt, die Gütlein der Basler Bürger. An der Stelle des jetzigen Hauses Elsässerstraße 7 war ein Landhaus, "der Brunnenbeyfang" genannt, das dem Major und späteren Brigadier Johann Jakob Iselin gehörte. Innerhalb der Mauern zwischen der St. Johannvorstadt und dem Petersplatz breiteten sich wohlgepflegte Gärten aus. Dort zog sich auch am markgräfischen Hof vorbei, der heute zum Bürgerspital gehört, eine stille Straße, die Neue Vorstadt, bis zu den Mauern an der Schanzenstraße. Jetzt heißt diese einstige Vorstadt Hebelstraße . Beim Petersplatz aber erhob sich die Peterskirche mit Kreuzgang und Grabstätten. Es ist der Stadtteil Basels, der "alten Stadt am ältern Rhein", in dem Johann Peter Hebel geboren wurde, und von dem er zweimal sagte, er wolle im Alter dort wohnen.

Eng verwoben in dieses Stadtbild der Jugendzeit des Dichters sind auch freundliche Menschen, vor allem die Familie des Majors Iselin. Dieser stand von 1718 —1764 als Offizier in französischen Diensten. In seinen Freisemestern suchte er regelmäßig seine Vaterstadt auf und war 1748 Sechser der Zunft zu Gartnern und Mitglied des Großen Rats. Seine Frau, Susanna Ryhiner, lebte 1746 —1748 mit den



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beiden Kindern, einem Sohn und einer Tochter, bei ihrem Manne in Frankreich und wechselte verschiedene Male mit dem Regiment die Garnison. Später hat sie immer in Basel gewohnt und scheint mit ihren Dienstboten in gutem Einvernehmen gestanden zu haben. Ihr Lehensmann z. B. auf dem schon genannten Brunnenbeyfang, es war ein Jakob Blühler von Diegten, sollte 1757 sein Schirmgeld bezahlen. Da sagte er, "er habe keinen Burgen, er verstände nichts, was es sey, er wolle der Frau Majoren reden." Für ihn war demnach die Frau Majorin Ratgeberin und Beschützerin. Sie ist es wohl auch in erster Linie gewesen, die den Hebelleuten die vielen Freundlichkeiten erwies, welche der Dichter nie vergessen hat.

Major Iselin hatte einen Diener, der ihn auf allen Kriegszügen begleitete und mit ihm jeweilen auch nach Basel kam. Das war Johann Jakob Hebel aus dem damals kurpfälzischen, jetzt preußischen Dorfe Simmern am Hunsrück. Als Andenken an seine alte Heimat besaß dieser Herrendiener, wie er genannt wurde, ein Rechenbuch. Mit sorgfältig ausgeführter Zierschrift steht auf der ersten Seite: "Johann Jacob Hebell im alten Simmern den 25ten Mertz im jahr Anno 1743." Da hat er Gewinn- und Verlustrechnungen, geometrische Progressionen, seltsame Rechenexempel eingetragen. Besonders wert war ihm ein Gesangbuch, in das er auf der ersten Seite schrieb: "Dieses Gesangbuch gehört mein. Johann Jacob Hebel. Basel. d. 4ten May 1749." Aber das genügte noch nicht. Auf der zweiten Seite vermerkte er mit roter Tinte und zierlichen Buchstaben: "Dieses Gesangbuch ist mir von der frauen major Iselin von



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Basel verehret worden, und werde mich so offt ich darinnen lesen werde, ihrer frey-gebigkeit erinnern und wird mir zum lebenslänglichen angedenken dienen. geben in Basel im Anfang des 1747ten Jahres." Den Besitz solcher Andenken vergrößerte er, als er mit seinem Herrn nach Korsika zog. Er kaufte sich dort ein holländisches "Nieuw Verbetert Psalmen Gesang-Bok", in dem er anmerkte: "Joh. Jacob Hebel gekauft in ajaccio auf der Insel Corsica vor 10 Soldi macht 12 kr den 20 october 1758." Das wichtigste Eigentum aber war sein Notizbuch. Außer seinen Einnahmen und Ausgaben schrieb er da hinein alle Ortschaften, die er mit seinem Herrn besuchte. Ferner legte er ein Verzeichnis an von "verses allemandes"über Liebeslust und Liebesleid, dem er eine ähnliche Sammlung "vers français" anreihte. Zur Ausschmückung verwendete er oft rote und gelbe Tinte. Diesen Eintragungen ließ er eine sorgfältig geschriebene Liste von Anfangszeilen mehrerer hundert deutscher Volkslieder folgen, die er gehört und wohl auch selbst gesungen hatte. Eine unterhaltsame Ergänzung fanden die Lieder in Auszügen aus einem Briefsteller für Liebende. Daran reihten sich Notizen aus der alten und neuen Geschichte unter dem Titel "Histoires", sowie solche aus der Religions- und Kirchengeschichte. Hiezu bemerke er an einer Stelle: "Dieses ist aus den Historienbüchern gezogen worden in Basel 1749 im August und 1763 den 30ten Juni und 1ten Juli hierin eingeschrieben worden zu Valencienne." Der Diener besaß demnach einen lebhaften Bildungstrieb und mag darin von seinem Herrn angeregt und gefördert worden sein.


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Nun hatte aber die Frau Majorin eine Magd, Ursula Oertlin aus Hausen im Wiesental, und die beiden Dienstboten konnten sich wohl leiden. Als kleines Zeichen sandte Johann Jakob Hebel 1758 von Antibes aus "Vor die Ursula ein Kistchen mit coquilles". Und als er ein Jahr später von Korsika nach Basel reiste, schrieb er ihr unterwegs einen humorvollen Brief, in dem er sich das Herz der Jungfrau als Meßkrom ausbat. Dieses Herz erhielt er, und die beiden verheirateten sich. Doch wurde die Trauung nicht in Basel vollzogen, vielmehr in Hauingen im Wiesental. Das mag verschiedene Gründe haben. Sie hätte vermutlich in Basel gar nicht stattfinden können, denn Hebel war reformiert, seine Braut aber lutherisch. Leute verschiedener Konfession durften in der Stadt nicht getraut werden. Sagte doch die Basler Ehegerichtsordnung, daß man sich "allein an solche Personen, die Unserer reformierten Confession zugethan sind, verheirathen dürfe, anderst die, so hier wider handeln... ihres Burgerrechtes verlustig geachtet werden sollen, es wäre denn Sach, daß innert halben Jahresfrist nach bezogener Ehe der eine Theil sich zu Unserer Confession verstehen und noch vor bezogener Ehe dero öffentliche Bekanntniß zu thun sich entschließen wurde". Es kam daher oft vor, daß Ehepaare, denen dieser Artikel Schwierigkeiten machte, sich im Badischen, namentlich in Weil, trauen ließen. Dort durften solche Ehen geschlossen werden, wie später einmal der Dichter Hebel selbst von Karlsruhe aus an seinen Freund, Pfarrer Tobias Günttert in Weil, ausdrücklich schrieb: "Der Herr Geh. Rat Brauer sagt, daß Sie, mein teuerster Herr Pfarrer und Freund, Herr in



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ihrer Kirche seien und drin kopulieren lassen können, wen Sie wollen, ohne jemand zu fragen, wenn nur alles andere ordnungsmäßig und sicher sei." Daß aber gerade Hauingen als Ort der Trauung gewählt wurde, kann vielleicht seinen Grund darin haben, daß Hauingen ein Bad besitzt, das die Basler oft benützten und sich dort ländliche Vergnügungen machten. Frau Major Iselin mag daher dort, so lautet eine alte Vermutung, ihren Dienstleuten die Hochzeit gerichtet haben. Das Bad besaß nämlich seit 1742 Tavernenrecht. Früher durfte kein Wein ausgeschenkt werden, und das Gesuch um Wirtsrecht sagt, daß es "in der Sommerszeit mehrenteils von denen Basler, welche die Badkur gebrauchten und ihren eigenen Wein mitbringen, besucht wird". Von da an brauchten also die Basler keinen Wein mehr ins Bad mitzunehmen. Jedenfalls aber trug der Umstand wesentlich zur Trauung in Hauingen bei, daß der frühere Pfarrer von Hausen, Friesenegger, kurz vorher nach Hauingen versetzt worden war. Frau Ursula mochte daher gewünscht haben, von ihrem alten Seelsorger eingesegnet zu werden. Dies geschah denn auch am 30. Juli 1759.

Die Hebelleute ließen sich nach ihrer Verheiratung in Hausen nieder. Aber das Verhältnis zu Basel und der Familie Iselin wurde dadurch nicht unterbrochen. Iselins wohnten im Sommer auf dem Brunnenbeyfang, im Frühjahr kam Vater Hebel, der in Hausen durch Weberei während des Winters sein Brot verdiente, mit seiner Frau in die Stadt, um die alte Stelle als Dienstboten wieder einzunehmen. Da geschah es im Frühjahr 1760 bei einem solchen Aufenthalt in Basel, daß Frau Ursula



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am 10. Mai ihr erstes Kind bekam, welches am 13. Mai in der Peterskirche auf den Namen Johann Peter getauft wurde.

Da dieses Kind später der berühmte Dichter Johann Peter Hebel wurde, möchte man doch gerne wissen, in welchem Hause es geboren wurde. Es gibt aber keine Chronik, die dies meldet. Man dachte zuerst an das Haus des Majors Iselin, den "Brunnenbeyfang". Verschiedene Gründe aber sprechen dagegen. Da wurde 1860, am Tage nach dem Fest, das den 100. Geburtstag Hebels verherrlichen sollte, die Tradition der Familie Kraus bekannt, die besagte, der Großvater, Pfarrer Daniel Kraus-Brothag, habe vom Dichter selbst erfahren, daß dieser in der jetzigen Hebelstraße das Licht der Welt erblickt habe. An das alte, heimelige Gartenhäuschen der Faeschischen Liegenschaft gegenüber dem markgräfischen Palast wurde eine eherne Gedenktafel angebracht. Sie befindet sich heute an dem unschönen Gebäude, dem zuliebe das Hebelhause abgerissen wurde. Es wurden zwar über die Richtigkeit der Tradition Zweifel geäußert, schon darum, weil Iselin selbst nicht in dem Faeschischen Hause wohnte, doch es blieb dabei, da es doch niemand besser wissen konnte. Nun will aber das Geschick, daß sich in Karlsruhe ein bisher ungedruckter Brief Hebels an Pfarrer Hitzig in Rötteln befindet, in dem der Dichter sagt, er sei geboren "in der Santehans ni fallor (wenn ich mich nicht irre) Nr. 14, das zweite Haus vor dem Schwiebogen". An Gustave Fecht schreibt er auch einmal: "Ich bin bekanntlich in Basel daheim, vor dem Santehansemer Schwiebogen das zweite Haus." Ein andermal macht



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er Zukunftspläne für sein Alter. Er wolle im Winter in Basel wohnen, an dem Sanhans [?], "damit ich immer hinüber schauen könnte" [nach Weil, wo Gustave wohnte]. Hebel würde sagen; "Nun soll der geneigte Leser herausfinden, wo das Geburtshaus steht." Und der geneigte Leser würde nachsinnen: In der St. Johannvorstadt — das zweite Haus vor dem Schwibbogen —, Nr. 14 — von wo aus man nach Weil sehen kann. Das paßt wirklich nicht auf die Hebelstraße. Das Haus muß auf der Rheinseite der Vorstadt stehen. Sonst könnte man nicht nach Weil sehen. Das stimmt insofern, als schon Felix Platter, der Arzt, in seinem Verzeichnis der Häuser und Bewohner der Johannvorstadt in den kleinen Gebäuden der Rheinseite Rebleute, Fischer und Weber, also lauter einfache Leute, aufführt. Aber in der Hausnummer hat sich Hebel geirrt. Denn als er geboren wurde, gab es noch keine Hausnummern. Die Numerierung wurde erst 1798 vorgenommen, als der Dichter in Karlsruhe lebte und höchstens zu kurzen Besuchen hieher kam. Damals begann die Häuserzählung draußen beim St. Johanngtor. Nummer 14, heute 72, war auf der Rheinseite das fünfte Haus, eine Scheune. Aber in der gleichen Reihe das zweite Haus? Das könnte schließlich, da man doch dort draußen zu zählen begann, auch das zweite Haus vor dem Schwiebogen" sein. Aber dieses Gebäude, heute Nummer 78, war auch eine Scheune. Also wenden wir uns zum Schwibbogen und zählen von dort aus das zweite Haus ab. Dieses erhielt 1798 die Nummer St. Johannvorstadt 89, heute ist es Totentanz Nummer 2.


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Darauf passen, außer Nummer 14, alle Merkmale: Es ist wörtlich "das zweite Haus vor dem Schwiebogen", es gehörte zur Zeit Hebels zur St. Johannvorstadt, man hat von dort aus eine prächtige Aussicht gegen Weil hin. Aber gibt es denn irgendwelche Beziehungen des Dichters zu dieser Liegenschaft? Ja, es gibt welche. Als der Knabe getauft wurde, erhielt er zwei Paten. Der erste war Johann Peter Hebel aus Simmern, ein Onkel, der dem Kind den Namen gab. Der zweite Pate war ein Oheim mütterlicherseits, Georg Örtlin von Hausen. Die beiden Götti konnten nicht zur Taufe kommen und wurden vertreten durch Meister Nicolaus Riedmann, den Schneider, und Meister Friedrich Ludin, den Schuhmacher. Nicolaus Riedmann aber war Besitzer des Hauses St. Johann 89, heute Totentanz 2. Es ist daher sicher, daß die Hebelleute eben in diesem Haus eingemietet waren, und daß der Hausmeister den Eltern zuliebe gerne die Stellvertretung des ersten Paten übernahm. Das Geburtshaus Hebels, das von ihm genannte "zweite Haus vor dem Schwibbogen" ist also Totentanz 2. Von dort aus hatte der Vater keinen weiten Weg zum Brunnenbeyfang, wenn er zur Arbeit ging.

Nach der Geburt des Sohnes zog er wieder sein Notizbuch hervor und notierte: Johann Peter bekam mit 22 Wochen den ersten Zahn, mit 28 Wochen konnte er allein sitzen, mit dreiviertel Jahren sogar allein stehen, er konnte "in der Meß 1760 schon pfeifen auf einer hölzernen Pfeifen". Es hätte wenig gefehlt, so wären mehr Eintragungen dazu gekommen. Im Juni



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1761 nämlich bekamen die Hebelleute noch ein Mädchen. Sie wohnten damals wahrscheinlich in Kleinbasel; denn das Kind wurde in der St. Theodorskirche getauft, und da die Frau Majorin Susanna Iselin-Ryhiner Patin war, erhielt das Kind den Namen Susanna. Aber das Glück der Hebelfamilie kam nicht ins Blühen. Der Vater wurde krank. Er zog mit Frau und Kindern nach Hausen, lebte dort "etwa noch 8 Tag" und starb am 25. Juli 1761 "seines Alters 41 Jahr". Kurze Zeit darauf starb auch die kleine Susanna.

Die Witwe Hebel setzte den Aufenthaltswechsel zwischen Hausen und Basel fort, und so kam es, daß die Stadt Einfluß auf den Knaben ausübte. Er besuchte die Schule zu St. Peter. 1772 war er Schüler der dritten Klasse des Gymnasiums. Am 22. Juni desselben Jahres starb Major Iselin und vermachte der Frau Hebel ein Legat, das in der Vogtsrechnung von 1777 mit 103 Pfund 14 Batzen 2 Rappen aufgeführt ist.

Der Vater schwand also aus dem Leben des Sohnes, ohne daß er auf dessen Erziehung hätte einwirken können Aber später, als Johann Peter Hebel in Karlsruhe lebte und dort von der Heimat getrennt sein Land, seine Menschen und seine Welt dichterisch wieder erstehen ließ, lebte auch sein Vater wieder auf. In dem Gedicht "Der Bettler" läßt ihn der Sohn verkleidet aus fremden Kriegsdiensten heimkehren und die Treue seiner Geliebten prüfen. Mit falschem Bart und falschem Gewand tritt da der fahrende Diener auf, mit odysseischer Verstellungskunst Wahres mit Erdichtetem mischend erzählt er:



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J ha in schwarzer Wetternacht vor Laudons Zelt und Fahne gwacht, i bi bim Paschal Paoli uf Corsica Draguner gsi, und gfochte hani, wie ne Ma und Bluet an Gurt und Sebel gha J bi vor menger Batterie, i bi in zwanzig Schlachte gsi und ha mit Treu und Tapferkeit dur Schwerdt und Chugle 's Lebe treit...

Hesch öbben au e Schatz im Zelt? mit Schwerdt und Roß im wite Feld? Biwahr di Gott vor Weh und Leid, und geb dim Schatz e sicher Gleit, und bring der bald e gsunde Ma! 's goht ziemli scharf vor Mantua. 's cha sy, i chönnt der Meldig ge. Was luegsch mi a und wisch wie Schnee und seisch nit: "Henk di Bettelgwand, di falsche graue Bart an d'Wand?" Jetz bschau mi recht und chennsch mi no? Geb Gott, i sey Gottwilche do!

Trefflich erfaßt der Dichter auch das Verhältnis seiner Eltern zueinander, wie es sich durch die Gefahr der Kriegszüge entwickeln und wie die Braut in Angst und Sorgen um den Geliebten leben mußte. Denn das Mädchen ruft aus:

Herr Jesis, der Friedli, mi Friedli isch do, Gottwilche, Gottwilche, wohl chenni di no! Wohl het mi bigleitet di liebligi Gstalt



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uf duftige Matten, im schattige Wald. Wohl het di bigleitet mi bchümmeret Herz dur Schwerdter und Chugle mit Hoffnig und Schmerz, und briegget und bettet. Gott het mer willfahrt, und het mer mi Friedli und het mer en gspart.

Das Jugenderlebnis "Basel" aber prägt sich am schärfsten aus, und zwar bis in die Einzelheiten treu erfaßt, im Lied "Erinnerung an Basel", das Hebel der "Frau Meville" widmete. Sie war die Frau des Seidenfärbers, St. Johannvorstadt letztes Haus links beim Gottesacker — gegenüber konnte man an den Rhein hinunter in das Entenloch, die Seide auszuschwenken. Ihr Mann war Achilles Miville-Kolb, und die Frau wird geschildert als eine ihres Geschlechtes seltene, kluge, schöne und geschickte Frau.

Das Lied ist zum Volkslied geworden, doch in verkürzter Form. Ungekürzt lautet es so:

Z 'Basel an mym Rhi jo dört möchti sy! Weiht nit d 'Luft so mild und lau und der Himmel isch so blau an mym liebe Rhi. In der Münsterschuel, uf mim herte Stuehl, magi zwor jetz nüt meh ha, d'Töpli stöhn mer nümme a in der Basler Schuel. Aber uf der Pfalz alle Lüte gfallt's.


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O wie wechsle Berg und Tal, Land und Wasser überal vor der Basler Pfalz.

Uf der breite Bruck, für si hi und zruck, nei, was sieht ine Here stoh, nei, was sieht ine Jumpfere goh uf der Basler Bruck.

Eis isch nümme do; wo isch's ane cho? 's Scholers Nase, weie weh! Git der Bruck kei Schatte meh. Wo bisch ane cho?

Wie ne freie Spatz uffem Petersplatz fliegi um, und 's wird mer wohl wie im Buebekamisol uffem Petersplatz.

Uf der grüene Schanz, in der Sunne Glanz, woni Sinn und Auge ha, lacht's mi nit so lieblig a bis go Sante Hans.

's Seilers Rädli springt; los, der Vogel singt. Summervögeli jung und froh ziehn de blaue Blueme no, alles singt und springt.



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Und e bravi Frau wohnt dört ußen au. "Gunnich Gott e frohe Muet. Nehmich Gott in treui Huet, liebi Basler Frau!"

Mit diesem Liede macht Hebel einen Gang durch seine Basler Jugendzeit. Als erstes tritt die Münsterschule mit den Töpli vor Augen. Das ist vielleicht kein Zufall. Hebel besuchte, wie gesagt, im Sommersemester 1772 die dritte Klasse des Gymnasiums unter dem Kandidaten Eucharius Müller. Die Kollokationstabelle nennt ihn als den zwölften von fünfundzwanzig Schülern. In derselben Liste findet sich als achter ein J. Henr. Miville, Sohn des Seidenfärbers, und als fünfter ein J, Jac. Miville, Sohn des Gerichtsbeisitzers. Da mag der Name der Adressatin zuerst die Schule in Erinnerung gerufen haben. Dem Schülerverzeichnis hängte der Lehrer eine allgemeine lateinische Bemerkung an, nachdem schon die Tabelle Urteile wie "negligens", "minus diligens" bei einzelnen mitbekommen hatte. Diese Bemerkung lautet verdeutscht "Ich mag den Schülern, ausgenommen sind diejenigen, welche oben der Nachlässigkeit beschuldigt werden, das Lob des Fleißes nicht absprechen, obschon es scheint, daß sie fast keine Fortschritte gemacht haben. Ich kann sie auch nicht der Boshaftigkeit zeihen, obschon die meisten nicht zu wissen scheinen, was Bescheidenheit ist und was sich schickt. Gutgeartet sind ja die Buben, aber es ist schon viel, sie auch an milderes Benehmen zu gewöhnen."

Von dieser Anmerkung bis zu Töpli ist nicht mehr sehr weit, und der Dichter scheint solche reichlich mit ins Leben



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bekommen zu haben. Erzählt er doch auch von der Zeit, da er neben der Schule in Hausen jeden Morgen noch die Lateinschule in Schopfheim besuchte: "Wie man zum Kaffe Cichorie tut, also kam es ihm [dem Peter] nicht darauf an, wenn er vormittags die lateinischen Schläge eine Stunde weit heimgetragen hatte, nachmittags je einmal auch noch ein paar deutsche einzutun — aber niemals unverdiente." Es gehen viele Gerüchte um über Knabenstreiche Hebels, bei dem die "Bosget" oft überkochte, und es wird in Basel wohl nicht anders gewesen sein als im Wiesental. Mit der "Bosget" nicht, und nicht mit den Töplein. Denn wenn auch so ein Herr Kandidat im schwarzen, gefältelten Pfarrtalar mit mächtiger, mühlsteinartiger Halskrause ernst und würdig auf der Straße mochte ausgesehen haben, war er in der Schule doch anders. Die ehrwürdigen Kleidungsstücke wurden dort sofort mit dem bequemeren Nachtrock vertauscht, und an Stelle der weißen Perücke trat eine Zipfelkappe. Doch auch so machte der Schulherr Eindruck auf die Buben. Denn hinten beim Bücherschaft waren die Haselstecken aufgestappelt; an der Wand hing das Täfelchen mit dem Esel, das den schlechten Lateinern um den Hals gehängt wurde (sie mußten "den Esel hüten"); daneben baumelte ein Strick. Der war für die Schüler, die Unfug trieben. Ihnen wurden für zwei Stunden die Hände auf den Rücken gebunden. Ein Glück war's nur, daß die Töplein und selbst die "Hosenknöpflein" bloß schmerzhaft, aber nicht ehrenrührig waren, ein weiteres Glück, daß die Buben den Humor dabei nicht verloren; sie nannten einst mit guter Treffsicherheit einen Lehrer, der besonders


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viel "Tatzen"austeilte, den "Tacitus". Der "hert Stuehl" jedoch ist die Bezeichnung für die langen, unbequemen Bänke, welche von den Knaben gedrückt wurden und ihrerseits die Knaben drückten. Es ist begreiflich, wenn Hebel erklärt, er wolle nichts mehr damit zu tun haben. Vom harten Stuhl weg schwärmt dafür die Erinnerung des Dichters hinaus auf die Pfalz. Ob diese schon damals der beliebte Platz für Bubenkämpfe war, geht aus dem Lied nicht hervor. Denn darin leuchtet nur das Bild der herrlichen Landschaft, die sich vor den Augen ausbreitet. Es ist nicht ein leeres Wort, wenn gesagt wird "alle Lyte gfallt's" und wenn von "Land und Wasser" gesungen wird. Allen Leuten war von jeher der Blick von der Pfalz aus ein herrlicher Genuß. So schreibt der Sachse Küttner in seinen "Briefen eines Sachsen aus der Schweiz 1785": "Die Pfalz hinter der Hauptkirche ist ein Platz, den alle Reisenden besuchen. Er ist mit wilden Kastanienbäumen besetzt, deren dichte Gipfel kühlen Schatten geben. Längs der Mauer gegen den Rhein hin ist eine lange Bank, auf der ich manchmal sitze, wenn die Abendsonne die Gipfel des Schwarzwaldes vergoldet. Rechts und links ist ein Teil der großen Stadt im schönsten Amphitheater sichtbar. Da sehe ich, wie der schönste der Flüsse seine grünen Wellen hinabwälzt, höre das Getümmel auf der halb steinernen, halb hölzernen Brücke und überschaue alle die mannigfachen Figuren, die ohne Unterlaß sich darauf bewegen." Durch diese Worte wird bereits klar, weshalb die nächste Strophe des Liedes von der Rheinbrücke singt. Wer diese vom Großbasel her betreten wollte, kam durch die Eisengasse. Diese war zur


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Zeit Hebels an sich schon schmal und dunkel, noch mehr wurde sie verfinstert durch das klotzige Rheintor, dessen Bogen man durchschritt, um dann unmittelbar auf die Brücke zu gelangen. Die finstere Gasse und die helle Brücke waren wohl schärfste Gegensätze. Deshalb war die Brücke der Inbegriff eines Ortes voll Licht und Luft. Für den Basler war sie eine Promenade, wo man nach Schluß der Außentore noch plaudernd hin und her gehen und sich vollkommen im Freien fühlen konnte. Küttner erzählt davon: "Da diese Brücke sehr breit ist, so ist sie abends nach neun Uhr eine Art Spaziergang, wo ich manchmal über hundert Menschen gesehen habe. Es sind herrliche Augenblicke, die man auf der Rheinbrücke im Mondenschein verbringen kann. In der Mitte sind auf beiden Seiten Auswürfe, in die man sich setzen kann, ohne von den Gehenden beschwert zu werden. Vor etlichen Tagen saß ich ganz allein bis spät in die Nacht und konnte mich nicht satt sehen an den Türmen und seltsamen Formen alter Häuser im Mondenschein, oder wie sein sanftes Bild auf der unsteten Welle dahinglitzerte."

Vor dem Rheintor, auf der rechten Seite der Brücke, standen kleine Buden, etwa wie Meßhäuslein. In einer derselben arbeitete der Buchbinder Scholer, dessen riesige Nase allgemein bestaunt wurde und vom Maler Feyerabend in einer Karikatur verewigt worden ist. Hebels Lied besingt sie, und die Strophe hatte für den Dichter noch eine ganz besondere Bedeutung. Nicht nur Feyerabend hat diese Nase im Bilde festgehalten, sondern Hebel selber. In der Zeit, da er als junger Präzeptoratsvikar in Lörrach mit seinen Freunden den Bund der Proteuser gegründet



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hatte und mit ihnen in proteusischen Geheimnissen schwärmte, da hat er auch einen "Almanach des Proteus" geschrieben und darin in lustigem Ulk die "Proteologen" besprochen. Da taucht als Sohn des Diogenes Cynicus der Cyniculus Basiliensis in tonna quadrata auf und ist in einem Scherenschnitt verewigt: Das ist der Buchbinder Scholer, der bei den Proteusern eine nicht unwichtige Rolle spielte. Hebel sagt 1802 in einem Brief an Pfarrer Hitzig, damals in Rötteln, genannt Zenoides, er gedenke ins Oberland zu reisen (von Karlsruhe her), "dann nach Basel zu wallen, um mir als Reliquie einen Span von der äußersten Hülle des Cyniculuz herab zu schneiden". Die äußerste Hülle ist die hölzerne Bude. Im Kalendarium des Almanachs ist der 28. Oktober als Cyniculustag und als Beginn der Messe angegeben. An diesem "Cynikelstag" aber, heißt es, "wallfahrtet man nach Basel und wartet dem Cyniculus auf, doch wird nur die Schwelle der Tonne betreten". Übrigens nennt Hebel in "Ekstase", einem proteusischen Gedicht an Hitzig, den Namen Scholers selber. Da ziehen alle Proteologen auf,
der ewige Jude mit hohler gefurchter Wange, der Scholer,
und andere. Hebel mag daher bei dieser Strophe in Erinnerung an den fröhlichen Jugendunsinn besonders geschmunzelt haben.

Von der Rheinbrücke weg fliegen seine Gedanken nach jener Gegend der Stadt, mit der er durch seine Geburt verknüpft war. Auf dem Petersplatz fühlte er sich wieder im "Buebe-Kamisol". Über diesen Platz rasselten so wenig wie heute Fuhrwerke.



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Beim Stachelschützenhaus schloß die Stadtmauer den Hintergrund, der Petersgraben war noch ein richtiger Stadtgraben, ein Brücklein überspannte ihn bei der Peterskirche, gerade da, wo jetzt das Hebeldenkmal steht. Eine Basler Familenüberlieferung besagt, Hanspeter habe häufig im kinderreichen Pfarrhaus St. Peter verkehrt. Da mag er denn mit den Pfarrkindern an freien Nachmittagen oder nach Schulschluß im "Buebekamisol" ausgezogen sein auf den großen, grünen Platz, auf dem sich Alt und Jung von jeher wohl fühlen konnte. Die Jugend "flog umher", die Alten ruhten auf den hölzernen Bänken. Ging man vom Petersplatz aus der Innenseite der Stadtmauer entlang, wo jetzt die Universitätsbibliothek steht, so kam man beim heutigen Bernoullianum auf die "grüne Schanze". Von dort aus schaute man in die schönen Gärten der Neuen Vorstadt (Hebelstraße). Man sah außerhalb der Stadtmauer, wo sich heute Mittlere Straße und Klingelberg hinziehen, Rebberge, Rebhäuslein, Wege, die zwischen Schlehen und Weißdorn liefen. Man erblickte über das jetzige Schellenmätteli hin den Turm von Santehans und konnte dort das Haus der Frau Miville, der "lieben Basler Frau", ahnen, vielleicht sogar sehen. Im Stadtgraben bei der grünen Schanze aber hatte ein Seiler seine Bahn eingerichtet, dort springt "'s Seilers Rädli". Die Schönheit der Aussicht von den Schanzen und Wällen aus begeisterte auch Küttner. "Das Schönste, was ich daran finde, ist, daß man fast rings herum auf den Wällen spazieren gehen kann, und daß man da eine viele Meilen weite Aussicht hat, die unbeschreiblich ist." Daß vor den Mauern alles singt und


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springt, bestätigt er ebenfalls. Er beschreibt eine Stelle irgendwo bei St. Margarethen: "Da liege ich im Grase und träume. . . Der Bach murmelt, die Obstbäume auf der Wiese ertönen vom Gesang der Vögel, und im Grase um mich her rührt sich eine halb unsichtbare Welt. Auf der einen Seite sehe ich einen Teil der Stadt, deren Wälle und Türme mit dem hohen, hervorragenden Münster einen romantischen Anblick geben."

Wir sehen, wie treu Hebels Erinnerungsbild ist. Er kennt sein Basel und teilt einmal seiner Freundin Gustave Fecht mit (Brief vom 16. Mai 1812): "Vor einigen Tagen lernte ich den H. Graveur Hueber von Basel hier kennen. So einer kommt mir recht. Er mußte durch alle Gassen und Gäßlein von Basel mit mir schlüpfen. Am Ende gestand er mir, daß ich Basel besser kenne als er." Denn so wie bei Hebel die Hausen-Schopfheimer Mundart neben andern Einflüssen durch den Basler Dialekt modifiziert worden ist, so ist auch ein Bruchteil seines Inneren eng mit Basel verknüpft gewesen. Und nicht vergebens erwachte in ihm mit dem Alter der Wunsch, "heim" zu kommen und da den Rest seiner Tage zu verbringen. Unter diesem "heim"kommen meinte Hebel aber nach Basel kommen. So ist auch die Einleitung zur "Erinnerung an Basel"nicht eine Schmeichelei an die Adresse der Frau Miville, das "jo dört möchti si" ist vielmehr, wie alles in diesem Gedicht, Wirklichkeit. Und wenn es nach Wunsch gegangen wäre, so hätte sich das Leben dieses Mannes zum Kreis geschlossen: Ausgang von Basel und nach langen Jahren Rückkehr zur Geburtsstätte. Aber es ist anders gekommen.



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Der alemannische Pegasus.



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Die Mutter wachte über die Kindheit Hebels, und in ihrem Kreise lebte sich die erste naive Kinderphantasie aus: das Spiel mit den Schmetterlingspuppen, die der Kleine begrub, um ihren Ostertag zu erleben, das Spiel, bei dem er sich aus Stühlen und Bänken eine Kirche herrichtete und als Pfarrer predigte. Mit der Mutter mag er den Mann im Mond entdeckt, zum erstenmal dem Spätzlein Brosamen hingestreut haben. Deshalb konnte Hebel von ihr später in ungetrübter Zuneigung reden. "Der Segen ihrer Frömmigkeit hat mich nie verlassen. Sie hat mich beten gelehrt, an Gott glauben, an seine Allgegenwart denken. Die Liebe vieler Menschen, die an ihrem Grabe weinten und in der Ferne sie ehrten, ist mein bestes Erbteil geworden, und ich bin wohl dabei gefahren." Mit der Mutter zog er jeweilen nach Basel verbrachte so die "Hälfte der Kindheit bald in einem einsamen Dorfe, bald in den vornehmen Häusern einer berühmten Stadt". "Da habe ich frühe gelernt arm sein und reich sein. Wiewohl ich bin nie reich gewesen, ich habe gelernt nichts haben und alles haben, mit den Fröhlichen froh sein und mit den Weinenden traurig." "Wenn ich mit meiner Mutter nach Schopfheim, Lörrach oder Basel ging, und es kam ein Schreiber an uns vorüber, so mahnte sie. "Peter, zieh's Chäppli ab, 's chunnt e Her." Wenn uns



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aber der Herr Landvogt oder der Herr Hofrat begegnete, so rief sie mir zu, ehe wir ihnen auf zwanzig Schritte näher kamen: "Peter, blib doch sto, zieh gschwind di Chäppli ab, der Her Landvogt chunnt."

Als er diesem Kreise langsam entwuchs, wachte die Bubenschalkheit auf. Der Bammert und die Obstbäume lernten ihn kennen. Da hat er, "wenn's noch so dunkel war, den Weg doch gefunden auf die Zwetschgenbäume im Pfarrgarten zu Schopfen und Äpfel und Nüsse eingetragen auf den Winter". Schließlich riß ihn die Notwendigkeit einer gründlichen Schulung von der Mutter weg, er wohnte vom zwölften Jahre an in Schopfheim. Von dort wurde er im Oktober 1773 nach Basel gerufen, weil die Mutter im Iselinschen Hause schwer erkrankt war. Sie wünschte heimzukehren. Ein Bürger von Hausen fuhr mit dem Wagen in die Stadt, um sie abzuholen, Aber das Schicksal des Vaters wiederholte sich: die Fahrt nach Hausen wurde zur Todesfahrt. Zwischen Lörrach und Steinen, unterhalb des Rötteler Schlosses, ist die Kranke gestorben. Das war am 16. Oktober "abends um 4 Uhr ohngefehr". Ein Bote wurde nach Basel gesandt, um dort den Tod zu melden.

Nun trat der Begriff "Fremde" ins Leben des Dreizehnjährigen. Alle Fahrhabe der Eltern wurde versteigert, Gönner übernahmen die Führung, vor allem Hofdiakonus August Gottlieb Preuschen. Er war 1765-69 Pfarrer in Hausen und Lehrer in Schopfheim gewesen und hatte damals die Begabung des Knaben erkannt. Gewiß war er einer von denen, "die in der



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Ferne die Mutter ehrten". Zur Zeit ihres Todes lebte er in Karlsruhe.

Rasch wurde die Schule in Schopfheim beendigt. Dann nahm Preuschen Hebel zu sich nach Karlsruhe. Dort wurde das Gymnasium illustre mit gutem Erfolg in vierjährigem Kurse durchlaufen. Nur einmal, so wird erzählt, hätte beinahe ein törichter Streich, den Hanspeter einem Mitschüler spielte, das gute Einvernehmen mit dem Pflegevater gestört. Doch ging dies gnädig vorüber, und nach Absolvierung des Gymnasiums bezog der junge Mann die Universität Erlangen und bestand 1780 die theologische Prüfung. "Es ist ein sehr angenehmes, verlassenes Gärtchen im Hardwald, eine Viertelstunde von hier [Karlsruhe], mein ehemaliger Lieblingsort, wo ich die letzten Träume meiner Kindheit verträumt, so manches Vogelnest gewußt, so manche Erdbeere gepflückt und späterhin so manches Buch gelesen habe und noch 1780, als ich von Erlangen zurückkam, mich größtenteils aufs Examen vorbereitet habe." Das ist das Nachwort zum ersten Schritt in die Welt. Er endigte damit, daß Hebel nach Hertingen zu Pfarrer Schlotterbeck kam und dort Pfarrkinder und einige Bauernjungen unterrichtete. Als er 1782 ordiniert wurde, half er in der Gemeinde als Vikar aus. Damals begann er, von seiner Heimat Besitz zu nehmen. Die Namen, denen er später Bedeutung gab, wurden mit seinem Leben verknüpft: Kandern, Schliengen, Bürgeln, Müllheim waren nicht weit. Der Blauen ragte in den Alltag hinein, Belchen und Feldberg enthüllten ihm ihre Geheimnisse, die sie vorher noch unentdeckt gehütet hatten.



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Als Hebel 1783 Präzeptoratsvikar in Lörrach wurde, befreundete er sich rasch mit dem damaligen Prorektor des Gymnasiums, dem spätern Pfarrer in Weil, Tobias Günttert und namentlich mit dem nachmaligen Pfarrer von Rötteln, Friedrich Wilhelm Hitzig. Die Freunde schlossen einen Geheimbund, und das Wiesental, das ohnehin von der Sonne hell erleuchtete und von der Natur verschwenderisch begabte, fing an, eigenartigen Glanz zu verschenken. Der Belchen wurde heiliger Sitz der erhabenen Gottheit Proteus. Auf dem Feldberg trieb sein Gegner, der böse Dengelegeist, sein Wesen. Eine eigene Sprache und ein eigener Kalender wurde geschaffen. In den Geheimsitzungen war Hitzig Oberpriester mit dem Namen Zenoides, Günttert der Vogt, Hebel, genannt Parmenides, war Stabhalter und ein Ungenannter der Bammert. Auf dem Tüllinger Hügel und in Rötteln waren Altäre des Proteus. Lörrach wurde zu "Proteopolis". Basel war mit eingeschlossen in dieses geheimnisvolle Treiben; der schon genannte Almanach des Proteus erwähnt außer dem Cyniculus Basiliensis auch die Zeit, wann die Post mit Briefen von Basel her anlangen und wann sie zurückgehen soll. Und Hebel spricht davon, daß er in der Stadt mit Hitzig "so manches proteusische Stündlein" verbracht habe. Die Heimat wurde voll von Mären, Geistern und Geheimnissen. So wurde sie erlebt und beseelt. Noch im späten Alter schrieb Hitzig an einen Freund, der den Feldberg als Hebelsches Heiligtum besuchen wollte und vom schlechten Wetter verhindert wurde: "Solange Sie bei uns waren, hatte der Dengelegeist, der auf dem Feldberg haust, keine Gewalt über uns. Des


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Wiesentals liebliche Sonne durfte freundlich in unsern Kreis blicken. Aber, ich dachte es gleich, sobald Sie der Dengelegeist vom Feldberg herab in seiner Nähe witterte, daß es nicht ohne Spuk abgehen dürfte. Hat dieser Gesell doch auch einst Freund Hebel und mich auf vielfache Weise geneckt, uns manchen Stein in den Weg geworfen und mit seinem nassen und rauhen Atem angehaucht, als wir den Taufschein der Wiese in seinem Kirchspiel verlangten." Und Hebel selbst erzählt vom Dengelegeist: "Er erscheint mir bald als russischer General, als Fliegenschwarm, als Regimentstambour, der mich fast zu Tode trommelt, und wieder als Trägheit, Zaghaftigkeit usw." Wir Außenstehende mögen über die Proteuserei lächeln, wir sehen ja nur oberflächlich einige ulkige, kindische Äußerungen. In diesem Treiben aber entwickelte sich bei Hebel die innere Einstellung zur Heimat. Denn es war Trunkenheit einer naiven, frischen Kraft, eine frühe Blüte, die freilich erst reifen konnte, nachdem der dichterische Genius sie besucht hatte. Da mag der Philister den Kopf schütteln über Verrücktheiten, weil sich seine Einstellung zum Leben in bedeutend gewöhnlicheren Formen vollzieht. Doch damals begann der alemannische Pegasus seinen Flug. Hebels Auge sättigte sich vorerst an der Natur der Heimat. Seine Streifzüge gingen auch über Basel in die Schweiz hinein. Er wanderte von Lörrach über den Hauenstein nach Solothurn, Bern bis nach Lausanne, ein andermal den Rhein hinauf über Schaffhausen nach Konstanz. Dann wiederum führten ihn Ausflüge nach Arlesheim, ins Münstertal, durch Baselland nach Rheinfelden. Jedesmal besuchte er in Basel das Grab der Frau


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Major Iselin. Alle diese Reisen trug er, dem Beispiel seines Erzeugers folgend, in das ererbte väterliche Notizbuch ein.

Zur Heimat gehört aber auch die menschliche Sprache, und auf sie achtete Hebel als Ausdruck der Seele. Er bat seine Freunde in Straßburg: "Für Ihre Kinder will ich eine Fürbitte einlegen. Lehren Sie sie zuerst die angeborene Muttersprache und am liebsten im häuslichen heimischen Dialekt sprechen, mit der fremden ist's noch lange Zeit. Mit dem Sprechen empfangen wir in der zarten Kindheit die erste Anregung und Richtung der menschlichen Gefühle in uns und das erste verständige Anschauen der Dinge außer uns, was den Charakter auf immer bestimmen hilft, und es ist nicht gleichgültig, in welcher Sprache es geschieht. Der Charakter jedes Volkes, wie gediegen und kernig, oder wie abgeschliffen er sein mag, und sein Geist wie ruhig und wie windig er sei, drückt sich lebendig in seiner Sprache aus, die sich nach ihm gebildet hat, und teilt sich unfehlbar in ihr mit." Und in der "Epistel" wehrte er sich gegen die Einführung schriftdeutscher Ausdrücke in die Mundart wie Mutter, statt Muetter und Müetterli, Pate statt Götti usw.:

's het mi kei Mutter gebohre und keini christlige Pathe hen mi an Taufstei treit. In mine dämmrige Tage het mi kei Brei erquickt. In d'Kirche bini nit gange bis ins fufzeht Jahr. Mi Müetterli het mi gebohre, d 'Götti hen ins ghebt, und Peter het mi der Her tauft, Pappe hani gschleckt und mit em sturzene Löffel het mer d'Muetter ußem Pfännli d'Schareten uschratzt: "Se Hans Peterli iß!" In alli Chilche vo Basel und im Wiesethal vo Rieche ane bis Schönau


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bini gwandlet us und i, au mengmol ins Wirtshus mit mim Vogtma. Tröst en Gott im ewige Lebe. Was wohl will fangt zitli a ...

Das Herumstreifen in der Natur, zu schauen und in sich aufzunehmen, war sein innerster Trieb. "Es ist gar herrlich, so ein Vagabundisches ins Leben zu mischen. Es ist wie der Fluß im Tal. Man fühlt, daß man ein freier Mensch ist, wenn man wie der Spatz alle Abend auf einem andern Ast sitzt." "Sie werden [im Oberland] nicht leicht über ein Brücklein fahren, auf dem ich nicht schon gesessen bin und etwas Dummes gedacht habe." "Zwischen Zell und St. Blasien dürfen Sie wohl bisweilen an mich denken. Es kennen mich dort alle Buchen und Bächlein, auch etliche Wirtshäuser." Er lebte mit der Natur, er wuchs mit ihr, sein Innerstes hob sich mit ihr: "Meine heilige Zeit, mein schöner großer Feiertag, wo ich näher als sonst bei Gott bin, dauert von Ostern bis Pfingsten." "Ich zähle wie die Kinder. In wenig Wochen legen schon die Hühner, in wenig Wochen später kommen schon die Maßliebchen und die Storken, hernach Mittefasten und Veilchen genug." Das ist das innere Leben, das sich damals zu Lörrach in der Proteuserei entwickelte.

Auch das Erleben der Frauenliebe trat zu jener Zeit in seine Kreise ein. Als Günttert Pfarrer in Weil wurde, lernte Hebel dort Gustave Fecht kennen, die schöne Schwägerin des Pfarrers. Es beginnen sich die Fäden eines tieferen Verständnisses zwischen den beiden zu knüpfen. Ein reizvoller Briefwechsel läßt sie bis ins hohe Alter nicht abreißen. Darin zeigt sich liebevolle Anteilnahme



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Hebels an allen täglichen Ereignissen, neckischer Humor und herzliche Zuneigung. Aber Hitzig charakterisiert den Dichter: "Manche seiner früheren und späteren Verhältnisse pflegte er beinahe vor sich selbst wie ein Geheimnis zu decken und zu bewahren." Und so hat sich Hebel auch nie über seine Stellung zu Gustave Fecht ausgesprochen. Die Bekanntschaft endigt nicht mit einer Heirat, wiewohl Hebel durchaus kein Weiberfeind war. Er äußerte sich Haufe gegenüber: "Wenn wenigstens ich eine Frau hätte, so sollte mein erstes und zuträglichstes sein, mich unter ihre weise Vormundschaft und Leitung zu begeben und die Leute dazu lachen lassen." An Frau Weiler in Straßburg schrieb er: "Ich bin heute katholisch, meine Freundin, und halte einen Feyertag, nemlich einen Liebfrauentag... Ich schreibe heute lauter Liebfrauenbriefe an Sie, an Mad. Schneegans, an Mad. Haufe. Wie alles Ding in der Welt zwey Seiten hat; entweder eine rechte oder eine linke, eine gute oder eine schlimme, also hat auch der ledige Stand das Schöne, daß man ungeniert und mit unbeschwertem Gewissen allen guten Frauen bis ins Herz hinein und ganz vorzüglich gut seyn kann. Im Ehestand muß doch ex officio jeder seine eigene Frau für die beste halten und alle und noch so gute um etwas weniger lieben als die Beste." Und wiederum: "Da gibt sich der Stoff zum Schreiben von selbst, wenn man an liebe Frauen schreibt, wie wirklich der Fall ist. Man kann mit ihnen ab einer kleinen Kunkel einen langen, feinen Faden spinnen. Männer unter sich müssen schon viel Werg aufzustecken haben, weil sie untereinander nur Bindfaden trillen."


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Trotz alledem hat sich Hebel nie verheiratet. Die Wege eines Menschen, der im Vorstadium dichterischen Schaffens lebt, wie Hebel in Hertingen und Lörrach, laufen oft anders als die anderer. Die äußere Stellung schon hätte gar nicht erlaubt, Gustave heimzuführen. Hebels Freunde waren versorgt, er war verlassen, "gleich einem Baum oben auf einem Berge und einem Panier oben auf einem Hügel". Da riß ihn die Berufung als Subdiakonus am Karlsruher Gymnasium 1791 aus seiner idyllischen Welt fort. Das war entscheidend, für immer war er von der Heimat getrennt. Obwohl er sich in Karlsruhe mit den Jahren sehr wohl fühlte, neue Freunde gewann und in seiner äußeren Stellung von Stufe zu Stufe stieg, ein kleiner Stich blieb immer: Er war nicht daheim. Die wenigen kurzen Besuche im Wiesental waren nur notwendige Erholungskuren. "Ich muß," ruft er 1805 aus, "ich muß ins Oberland reisen, ich muß aus der Wiese trinken und die Geister im Röttler Schloß besuchen, wenn ich nicht in kurzer Zeit zu dem gemeinsten, geistlosesten Hardtbewohner ermatten soll."

Die Fremde ist um ihn und zieht ihn mehr und mehr in ihren Bann. Immer hofft er vergebens, im Oberland eine Pfarrei zu erhalten. Da baut seine Sehnsucht die Heimat neu auf. Aber das ist die Heimat, wie sie in der Seele lebt, und wenn sie heraustritt, wird sie verklärt sein durch dichterisches Schauen und durchglüht von einer großen Liebe. Arbeit über Arbeit häuft der Beruf auf Hebel, stärker und unaufhaltsamer wächst das Gegengewicht des inneren Lebens. Bis es hervorbricht:



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Der Geist, "ein heiliger Geist" schwebt stille über ihm. Er schreibt um 1801 herum seine alemannischen Gedichte.

Der "Winkel des Rheines zwischen dem Fricktal und dem ehemaligen Sundgau" ersteht darin. Die Landschaft, die Menschen, die Verhältnisse, ihr Denken und Fühlen, die Sprache, alles ist in wunderbarer Vollständigkeit dichterisch verwirklicht. Als großer Hintergrund, als Höhepunkt, zu dem man aufschaut, mit dem man seine bescheidenen Umstände vergleicht, erhebt sich darin die "berühmte Stadt" Basel. Kein politischer Begriff haftet an ihr, sie ist einfach "die Stadt", zu der sich Handel und Wandel hin- und zurückzieht. Im "Statthalter von Schopfheim" heißt es ganz selbsverständlich:

's chönnt d'Faktorene sy, sie isch die Nemtig go Basel

Von Vrenelis Vater wird ebendort erzählt:

. . . bis no Micheli si Vater
z'Basel uffem Chorn-Mert goht und unter e Rad chunnt. Schopfe het er nümme gseh, sie hen en z'Elsbethe ohni Gsang in d'Erde gleit, wie's z'Basel der Bruuch isch.

Was nicht gerade der Krämer im Laden verkauft, holt man in der Stadt, wie in der "Häfnet Jungfrau"berichtet wird:

Bald het eine go Basel müessen oder witers Salbe hole, das und dies zum Waschen und Strehle.

Auch in dem Gedicht "Der Viertelsvogt" ist der Gang nach der Stadt etwas Gegebenes:



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Sust hani wie ne Burgersma mi Laubi und mi Lusti gha und bi mit Holz und anvere Ware go Basel und ins Rebland gfahre. Jetz isch's vorbei, sell isch für d'Chnecht, die Lumpekerli, ehe recht. Der Viertelsvogt den Gaul besteigt und drauf hinein nach Basel reit.

Die Tochter des Feldbergs, die Wiese, strebt selber Basel zu, dort will sie ihren Bräutigam finden, obschon auch im Wiesental Gelegenheit zu Stelldichein und Hochzeit gewesen ware: Jetz am Hörnli aben in schöne, breite Reviere Basel zue. Dört wird der Hochizt-Zedel gschribe. Gell, i weiß es! Bisch imstand und läugnisch, was wohr isch! Hätti z'rothe gha, 's wär z'Wil e schicklige Platz gsi: 's het scho menge Briggem si gattig Brütli go Wil gführt, us em Züribiet, vo Liestel aben und Basel und isch jez si Ma, und 's chocht em d'Suppen und pflegt em ohni Widerred vo mine gnädige Here. Aber di Vertraue stoht zum Chlei-Hüniger Pfarer. Wie de meinsch, so göhn mer denn dur d'Riechemer Matte! Lueg, isch sel nit d'Chlübi, und chunnt er nit dert abe? Jo er isch's, er isch's, i hör's am freudige Brusche! Jo er isch's, er isch's, mit sine blauen Auge, mit de Schwizerhose und mit der sammete Chretze, mit de christalene Chnöpfen am perlefarbige Brusttuch, mit der breite Brust und mit de chräftige Stotze, 's Gotthards große Bueb, doch wie ne Rotsher vo Basel stolz in sine Schritten und schön in sine Giberde.



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Die Charakterisierung der Basler Ratsherren als stolze Leute mit schönen Gebärden zeigt, wie der Städter in den Augen der Hebelschen Menschen in der Glorie eines Höherstehenden wandelt. Schon da, wo die Wiese von Thumringen nach Lörrach kommt, heißt es:

Siehsch das ordelig Städtli mit sine Fenster und Gieble, und die Basler Here dört uf de staubige Stroße, wie sie riten und fahre?

Im "Geisterbesuch auf dem Feldberg" ist der junge Basler Herr sich dessen wohl bewußt, er pocht sogar auf seine vornehme Verwandtschaft, um auf die "Todtnauer Chnaben" Eindruck zu machen. Das ist schon deshalb nötig, weil Hebels satirischer Blick natürlich die städtische Ungeschicklichkeit im Umgang mit Bauern sieht; umgekehrt zeigt sich der Wiesentäler in der Stadt unbeholfen: er gerät auf dem Kornmarkt unter einen Wagen.

Der Basler im "Geisterbesuch" also stellt sich vor:

"Hani gmeint, der Dengelegeist, ihr Chnabe vo Todtnau, seig e böse Geist, jez wüßt i andere Bricht z'ge. Us der Stadt, das bini, und will's au redli bikenne. Mengem Chaufher verwandt "vo sibe Suppe ne Tünkli".

So wie der Städter als Bild des reichen Mannes dasteht, so ist der Gegensatz Land — Stadt, der von Stille und Straßengetümmel. Der Basler trumpft wieder damit auf, da, wo er vom Dengeln und Mähen redet, und zeichnet zugleich ein hübsches Bild des Stadtlebens:



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D'Stadtlüt wisse nüt vo dem; mer rechne und schribe, zähle Geld; sel chönne mer, und messen und wäge, laden uf und laden ab, und essen und trinke. Was me bruucht ins Muul, in Chuchi, Cheller und Chammer strömt zu alle Thoren i, in Zeinen und Chretze, 's lauft in alle Gasse, es rüeft an allen Ecken: "Chromet Chirsi, chromet Anke, chromet Andivi! Chromet Zibele, geli Rüebe, Peterliwurze! Schwebelhölzli, Schwebelhölzli, Bodekolrabe! Paraplü, wer koof? Reckholderbeeri und Chümmi! Alles für baar Geld und alles für Zucker und Kaffe...

Selbst dem Engel gegenüber bleibt der Basler Jüngling der vornehme Herr, indem er ihn herablassend einlädt. Und wiederum lächelt der Humor Hebels dabei

. . . Her Engel!
Bhüt di Gott der Her, und zürn nüt! Wenn de in d'Stadt
chunnsch
in der heilige Zit, se bsuech mi, 's soll mer en Ehr sy. 's stöhn der Rosinli z'Dienst und Hypokras, wenn er di animmt. D'Sterneluft isch rau, absunderlig nebe der Birsig.

Wer sich noch an den offenen Lauf des Birsigs an der heutigen Falknerstraße erinnert, wird bei den letzten Worten die treffende Satire erkennen und zugeben, daß sie aus guter Basler Schule stammen könnte.

Wenn aber Hebel den Reichtum der Stadt derart unterstreicht, so muß in der Gedankenwelt der alemannischen Gedichte an irgend einem Punkt die Auseinandersetzung mit dem sozialen Unterschied kommen. Der Dichter sucht sie nicht,



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sie stellt sich ihm entgegen. Und so geschieht es, daß "die Marktweiber in der Stadt" den Baslern ernstlich den Text lesen, "zu ernstlich" sogar, wie Goethe beim Besprechen der Gedichte in der "Jenaer allgemeinen Literaturzeitung" meinte. Aber seltsam: Die Stadt fühlt den Stich gar nicht, der den Dichterfürsten so schmerzte, daß er von Hebel eine Umarbeitung des Stoffes verlangte. Der Basler sieht die heimatlichen Bilder, die vor ihm ausgebreitet sind. Da ist der hoheitsvolle Ratsherr, der wie gewöhnliche Sterbliche Mühen und Not und allerlei schwere Gedanken hat, da ist die Tafel der Vornehmen voll von "Pastetli, Strübli, Fleisch und Fisch, Törtli und Makrone". Es stolzieren durch die Straßen die lustigen Herren, "wedeln" die kostbaren Junten, während doch das "Kreuz durane" ist. Und nach den Herzen der Städter ist es, daß sich am Sonntag die Tore weit öffnen, damit sich jeder im "Adler" und im "Schwanen" frischen Mut hole und selber sehe, wie es "z 'send ane glitzeret", daß man meint, der liebe Gott wolle selber kommen und von St. Chrischona her in das liebliche, festtägliche Tal herniedersteigen. Das Leben in der herrlichen Natur trägt auch in den Augen des Bürgers den Sieg davon über das Dasein, das rechnet und schreibt, Geld zählt und dabei nie das Morgenrot sieht. Was der Dichter dem Basler mit seinen "Marktweibern" geschenkt hat, überwiegt weit das Schmollen über die ungerechte Verteilung des irdischen Besitzes. Der, welcher scheinbar "den Text liest", ist ja Hebel, der selber von sich aussagte: "Ich kann mir sogar in meiner Armut darin gefallen, daß ich nichts niet- und


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nagelfestes auf der Erde habe, nur ein Hintersaß, oder wie wir's jetzt nennen, Schutzbürger auf ihr bin und fast einem Vöglein gleiche, das sich jeden Abend auf einen andern Ast setzt." Es ist Hebel, der sich in allen Dingen auf die Vorsehung verließ, "die immer gut leitet, wenn ihr nicht die Begierde das Konzept verrückt". Er bleibt nicht stehen bei den irdischen Mühsalen. Seine Marktweiber halten daran fest, daß es nicht auf die äußeren Umstände, sondern auf das innere Leben ankommt. Gott hat im Himmel "Kronen", die allein erstrebenswert sind. Das weiß auch Hebels "Stadt". Und darum hat sie gerade die "Marktweiber" besonders lieb gewonnen. Wo Kinder im Familienkreis ländliche Szenen aufführen, bei denen es festlich zugehen soll, ziehen sie dieses Gedicht allen vor. So lebt überall, bei hoch und niedrig, wo der Geist Hebels sein gutes Licht ausbreitet.

Die Ungerechtigkeit irdischen Glückes wird ausgeglichen durch das Wirken einer höheren Macht in dem gewaltigen Sang von der "Vergänglichkeit".

Basel, das Wahrzeichen der Größe und Herrlichkeit, ist verflochten in das letzte Weltgeschehen.

Isch Basel nit e schöni, tolli Stadt? 's sind Hüser drin, 's isch mengi Chilche nit so groß, und Chilche, 's sin in mengem Dorf nit so viel Hüser. 's isch e Volchspiel, 's wohnt e Richtum drin, und menge brave Her, und menge, woni gchennt ha, lit scho lang im Chrützgang hinterm Münsterplatz und schloft. 's isch eithue, Chind, es schlacht emol e Stund,


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goht Basel au ins Grab und streckt no do und dört e Glied zum Boden us, e Joch, en alte Thurn, e Giebelwand; es wachst do Holder druf, do Büechli, Tanne dört, und Moos und Farn, und Reiger sitze druf. — 's isch schad derfür. — Und sin bis dörthi d 'Lüt so närsch wie jez, se göhn au Gspenster um. d'Frau Faste, 's isch mer jez, sie fang scho a — me seit's emol — der Lippi Läppeli, und was weiß i, wer meh. Was stoßisch mi?

Der Bueb seit: Schwetz lisli, Ätti, bis mer über d 'Bruck do sin, und do an Berg und Wald verbey! Dört obe jagt e wilde Jäger, weisch? Und lueg, do niden in de Hürste seig gwiß 's Eiermeidli glege, halber ful, 's isch Johr und Tag. Hörsch, wie der Laubi schnuft?

Der Ätti seit: Er het der Pfnüsel! Seig doch nit so närsch! Hüst Laubi, Merz! — und loß die Todte go, 's sind Nare-Posse. — Je, was hani gseit? Vo Basel, aß es au emol verfallt — Und goht in langer Zit e Wanders-Ma ne halbi Stund, e Stund wit dra verbey, se luegt er dure, lit ke Nebel druf, und seit sim Kamerad, wo mittem goht: "Lueg, dört isch Basel gstande! Selle Thurn isch d'Peterschilche gsi, 's isch schad derfürl"

In diesem Gedicht ist Basel nicht nur höchster Maßstab irdischen Daseins, in hübscher Widerspiegelung des Heimatlandes erscheint es wiederum im Jenseits:



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's isch jede Stern verglichlige ne Dorf, und witer oben isch e schöni Stadt.

Das ist für den Menschen, der von Dorf zu Dorf nach der Stadt fährt, eine faßbare Vorstellung. Allein das äußere Leben spielt hier keine Rolle mehr. Wie eine Ergänzung zu den "Marktweibern" spinnt sich der Gedanke weiter. Auf das innere Leben kommt es an:

haltsch di guet,
se chunnsch in so ne Stern..."
Zu diesem Ziele führt Hebels Gedankenwelt über Basel, wo Isaak Iselin lebte und lehrte: "Die edelste Beschäftigung des Menschen ist der Feldbau. Dieser ist die demselben von Gott bestimmte Arbeit", wo Iselin dem jungen Peter Ochs zurief: "Faites-vous agriculteur!" Dieser echte Städter suchte nach dem Leben, das dem kultivierten Bürger die Natur und den einfachen Stand des Naturlebens nahe bringe und ihn dadurch noch mehr veredle. So ahnte er ein Leben der Reinheit und war der Sucher. Dieses Dasein in Einfachheit ist bei Hebel Wirklichkeit und durch dichterisches Schauen verklärt worden.Die Bilder baslerischer Heimat werden uns noch näher gebracht durch die Vorliebe des Dichters, da und dort bekannte Gestalten einzuflechten. Wie er den Buchbinder Scholer im Lied aufnahm, ist schon erwähnt worden. Eine andere Basler Persönlichkeit nennt er im "Geisterbesuch". Die erste Fassung läßt den jungen Basler anstatt er sei "mengem Chaufherr verwandt" viel deutlicher sagen "mit em Ritter verwandt". Dieser Mann war der Kaufherr Lucas Ritter, wegen seiner Vorliebe


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für das Schießwesen "Pulverrauch" genannt. Auch das Eiermeitli in der "Vergänglichkeit" ist eine durchaus bekannte Person gewesen. Sein Name allerdings wurde vergessen. Es war aus Wisleth gebürtig, und da es sehr arm war, mußte es mit Eierverkaufen in Basel sein Brot verdienen. Als steinaltes Weiblein kam es eines Tages von der Stadt her, setzte sich bei der Brombacher Brücke nieder und starb. Niemand bemerkte sein Ausbleiben, bis man es schließlich "halber ful" im Gebüsch aufgefunden hat. Selbst das Gespenst "Frau Faste" gehört unserer Heimat an. Es ging im Wiesental um. In Hausen warf es an der Fastnacht den faulen Spinnerinnen Kunkeln zum Abspinnen in die Stuben; es ist aber auch in der Schweiz bekannt Als "Fronfastenwibli" spukte es im Kanton Bern, und wehe der Hausfrau, die an den Fronfasten Hauswäsche hielt. Das Wibli duldete keine derartige Arbeit an den ihm gewidmeten Tagen.

Eine wunderbare Gestalt aber aus den Jugendjahren steht Hebel unverrückt vor Augen. Es ist die Mutter. In Predigt und Briefen redete er von ihr, in Träumen, über die er zeitsweise Buch führte, erschien sie ihm, und als er in späteren Jahren Prälat wurde, entfuhr ihm der Ausruf: "Was würde meine Mutter sagen!" Als "die Mutter" steht sie in den alemannischen Gedichten. Sie ist die lebenstüchtige Frau, die im "Habermues", im "Mann im Mond", im "Spätzli im Winter" mit weiser Kunst den Knaben lenkt und erzieht. Sie ist, ohne auf Dank zu rechnen, das Christkind, das in der Nacht dem schlafenden Buben den Weihnachtsbaum rüstet, wohl wissend,



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daß zur Süßigkeit auch die Rute gehört. Doch ihr sanfter Sinn mildert das Harte, sie bindet "roti Bändeli'' darum. Es ist, als habe der Dichter alle Liebe in den Namen "Mutter" gelegt. Sie ist der Engel, der für das Kind lebt, und die schönste Aufgabe behält ihr Hebel vor: Sie stirbt den Ihrigen voran und richtet auf einem schönen Stern die neue Heimat für sie ein. Und wenn der Sohn sich gut hält, so kommt er "uf so ne Stern" und findet "dört d'Muetter". So groß ist die mütterliche Fürsorge, daß sie selbst am jüngsten Tag ihre Lieben weckt. Wenn der Glast dieser letzten Zeit bis in die tiefen Gräber dringt, heißt im "Wächter in der Mitternacht wacht sie zuerst auf und ruft den Kindern "'s isch Tag".

Das ist die Frau, die starken Geistes den Kampf mit dem Leben aufgenommen hat und jährlich von Hausen nach Basel gewandert ist mit ihrem Knaben, die zustande gebracht hat, daß ihre Herrschaft, Hofdiakonus Preuschen und andere Menschen einer einfachen Dienstmagd über den Tod hinaus aufrichtige Hochachtung zollten, welche auch dem Sohn zugute kam. So ist es gar nicht verwunderlich, daß in verschiedenen Basler Familien noch heute die Tradition lebt, die Urgroßeltern hätten mit den Hebelleuten verkehrt. Und das will viel heißen. Denn dieser Verkehr kam nicht erst durch die Berühmtheit des Sohnes in Gang.

Ungemein stark verrät sich in den Gedichten der Eindruck der Basler Totentanzbilder. Der Tod, welcher Kaiser und Bettler unvorbereitet anfaßt, steht den Hebelschen Menschen immer vor Augen. Bedeutungsvoll ist es, daß sich die "Vergänglichkeit"



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dort abspielt, wo die Mutter auf der letzten Fahrt nach Hausen gestorben ist, wo auch der Todesgang des Vaters vorbeiführte, nämlich unterhalb des Röttler Schlosses. Da steht der Tod mitten in nächtlicher Landschaft:

Stoht's denn nit dört, so schuderig, wie der Tod im Basler Todtetanz ?

Selbst in einem Brief erscheint dieser Tanz. Hebel weiß die Adresse seiner Freunde nicht und so ist er "übler dran, als der Blinde im Basler Totentanz, dem das Hündlein abgeschnitten ist". Auf dem angedeuteten Bilde nämlich wird der Blinde von einem Hündlein geführt. Zwischen ihm und seinem Herrn klafft das Grab. Da erscheint der Tod, zerschneidet die Schnur, und der arme Mensch muß mit dem nächsten Schritt in die Grube fallen. Und wiederum beim Aufenthalt in Baden-Baden kommt Hebel bei der Mittagstafel plötzlich der Tod vor Augen. Da "hab ich mir vorgestellt, ein krankes Mädchen an der Tafel, das nicht aß, nicht trank, nicht redete, nur theilnehmungslos herumschaute, sey der Tod, der mit uns zu Mittag esse, und ich habe viel Phantasien aus ihr heraus und an sie gesponnen".

Ist es daher nicht selbstverständlich, daß der "Chilchhof" als Ende jedes Lebensweges in den alemannischen Gedichten immer wieder genannt wird? Da belehrt der Vater den Sohn in der "Vergänglichkeit":

Und woni gang, go Gresgen oder Wies, in Feld und Wald, go Basel oder heim, 's isch einerley, i gang im Chilchhof zue.


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Der "Wegweiser" fragt auch:

Wo mag der Weg zuem Chilchhof sy?

Und die Antwort lautet:

Was frogsch no lang? Gang, wo de witt!

Immer wieder in "Agatha", im "Geisterbesuch" überall selbst in dem satirischen "Auf den Tod eines Zechers" erscheint der Hinweis auf den Gottesacker. Und doch ist der Kirchhof nur eine Station auf der Reise in die Ewigkeit. Es gibt keine Trennung der Welten. In faßlicher Form hat Hebel dies dargestellt in einer Epistel an seine Oberländer Freunde. Er bemerkte dazu: "Der Pfarrer Greiner z 'Basel chönnt's gseit ha, der Spezial z'Augge [Hitzig] chönnt's o gseit ha." Es heißt: "Der Himmel sey frili wit obe, aber wie länger aß me leb, se chömmer allewil nöcher abe, wemme gottesfürchtig glebt heig; und er leng eim z'letzt bis an Chopf abe und wemme recht treu seig und Gott und d'Mensche lieb heig: so chömmer no witer abe, und me seig mit dem Gsicht und mit dem Herze scho völlig im Himmel drin, wemme mit de Fieß dur d'Neßle watt und in Dörn und Glasscherbe tret uf Erde. Und e fromme Mensch heig guet in Himmel cho, wenn er sterb; d'Seel darf numme gar use schlüpfe us Fleisch und Bluet, so seyg si scho im Himmel. Und d'Hell seyg frili mit deniede, aber wie länger aß me lasterhaftig leb, wie witer chömm si eim uffe bis an d'Füeß; me gang wie uf Chole, und si chömm eim bis übers Herz uffe; und menge eß no Brotis mit em Mul, während aß ems Herz scho unter siedige Wässer stand; und wenn



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e gottlose Mensch sterb, hätt er au kei Müeih in d'Hell z'cho, er dörf numme gar abe dunke..."

Auch der "Wächter in der Mitternacht" spricht es aus, daß die Heimat nicht weit sei, "e Stündli öbben oder nit emol". Bei oberflächlicher Betrachtung müßte der Gedanke an den Tod wie ein Albdruck auf den Menschen liegen. Doch der "Wächter" weiß das besser. Mögen die Totentanzbilder Schrecken in ihrer Art verbreiten, die Umsetzung in die Hebelsche Welt wirkt beruhigend. Die Toten "schlofe wohl! Gott gunnene's". Das Jenseits wird zur wahren Heimat, in welcher die Menschen in ihrem irdischen Kreise leben:

Öbbe fahrsch
au d'Milchstroß uf in die verborgeni Stadt, und wenn de sitwärts abe luegsch, was siehsch?
Die ganze Erde ist ein Röttlerschloß, eine Ruine und nur die Erinnerung bleibt:
dört hani au scho glebt
und Stiere gwettet, Holz go Basel gfüehrt... und möcht jez nümme hi.

Dem Basler Tod aber, der mitleidlos durchs Leben tanzt, setzt Hebel die lieblichen Gestalten der Engel entgegen, die tröstend und helfend im menschlichen Dasein wirken. Das städtische Sonntagskind im "Geisterbesuch auf dem Feldberg" kann sie sehen und belauschen, dem Knaben im Erdbeerschlag erscheint das Engelwunder. Auf dem Felde wandeln diese guten Geister zwischen den Furchen auf und ab und arbeiten. Denn alles Gute und Liebliche gedeiht unter ihren Händen. Selbst dem



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sterbenden Kinde zu Todtnau neigen sie den Todeskelch, damit sein Leiden schneller vergehe. Denn das ist das Eigenartige bei Hebel, daß sein Geist alles verklärt und alles Harte mildert, nicht nur in seinen Gedichten, sondern auch in seinen oft prosaischen Lebensumständen. Da hat für ihn auch der jüngste Tag keinen Schrecken, und er liebt es, ihn auszudenken. "Ich glaube, daß am jüngsten Tag die Morgenröte lauter Blitz sein und der Donner Schlag auf Schlag die Morgenwache antrommeln werde. Wie es dann an ein Betglockenläuten gehen wird von Hauingen an um den Berg herum bis nach Efringen hinab! Wie die Leute sich die Augen reiben werden, daß es schon tagt! Wie es an ein Schneiden und Garbenbinden gehen wird, denn man will behaupten, daß der jüngste Tag in die Erntezeit fallen werde! Und wie die Leute sich wundern werden, daß es nimmer Nacht werden will! Das alles könnte ich von dort oben herab [vom Tüllinger Hügel] ansehen und nach Weil herabschauen und denken: nun werden sie da unten auch aus den Federn sein und in ihrem Stark oder Schmolk den Morgensegen am jüngsten Tag aufsuchen. Und wer weiß, was ich täte, ob ich nicht in der blitzigen Morgendämmerung durch die Reben hinab stolperte und Ihnen zusammen Ihre schweren Garben binden hülfe. Denn mein eigenes bischen Halmen, Gott erbarm's, würde alle Wege bald unter Dach sein."

Das schrieb er an Gustave Fecht, und weil in seiner Gedankenwelt alles in der Heimat sich abwickelt, alles zur Heimat wird, hat auch das Wort des Wächters um Mitternacht beruhigende Wirkung und tiefere Bedeutung:



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Und us der Heimet chunnt e Schi, 's mueß lieblig in der Heimet sy!

Ein rascher, kurzer Aufflug des alemannischen Pegasus ist es gewesen, und als die Heimat dichterisch in der Welt stand, hat er sich niedergesetzt.

Im Februar 1801 berichtet Hebel an Zenoides. "Meine Liebhaberei in den Nebenstunden zur Schadloshaltung für Ungenuß mancher Geschäftskunden hat sich in ein eigenes Fach geworfen. Ich studiere unsere oberländische Sprache grammatikalisch, ich versificiere sie herculeum opus! in allen metris, ich suche in dieser zerfallenden Ruine der altdeutschen Ursprache noch die Spuren des Umrisses und Gefüges auf und denke bald eine kleine Sammlung solcher Gedichte mit einer kleinen Grammatik und einem auf die Derivation weisenden Register der Idiotismen in die Welt fliegen zu lassen."

Der Dengelegeist gab ihm zu schaffen, wie er im April 1801 schreibt: "Der Dengelegeist geratet ins Stocken. Ich mag aus Liebe zur Gegend, die mir durch das Andenken an unsere Wallfahrt und durch die Quelle der Wiese fast heilig ist, keinen bösen und schauerlichen Geist aus ihm machen, und meine plumpe Phantasie bietet mir trotz aller Folter keine liebliche Idee zur Einkleidung. Um nicht ganz genarrt zu haben, theile ich dir die Einleitung, so weit ich kann, hier mit. [Es liegt die Einleitung zum "Dengelegeist" bei] . . . Aber vielleicht leiht mir deine reichere Phantasie noch einen glücklichen Einfall."

Im Juni 1801 kann er melden: "Ich bin fleißig an den alemannischen Liedern und werde bald ein Schifflein voll auf



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die hohe See schicken. Ist dir denn noch keine Idee zur Fortsetzung des Dengelegeistes, den du doch wirst bekommen haben, durch die Seele gegangen? Um ihn nicht ganz zu verlieren, hab ich ihn einstweilen einem langen Gedicht an die Wiese vorgewebt. [Es folgt der Anfang der Wiese.] Aber am 11. Februar 1802 muß er schon bekennen: "Der alemannische Pegasus will nimmer fliegen, er prätendiert, er sey nicht schuldig, so etwas zu thun bei der unterländischen Stallfütterung, wenn er nicht droben an den sonnigen Hügeln weiden dürfe. Aber es ist nur eine Ausrede, das Vieh ist unzufriedener mit der Tränke als mit dem Futter. Indessen hat's doch noch einen kleinen Zuwachs gegeben — Freude mit gutem Gewissen — das Habermus — der Storch — Sonntagsfrühe. Das Idiotikon, 300 Artikel stark, ist fertig."

Damit sind die alemannischen Gedichte in der Hauptsache abgeschlossen, obschon immer wieder da und dort ein neues entstand So erfährt Hitzig 1803: "Ich habe unterdessen ein einziges neues Liedlein gemacht "Der Abendstern"... Ich getraue mir kein zweites Bändlein zustande zu bringen. Der erste heilige Anflug des Genius ist schnell an mir vorüber gegangen." Ähnlich äußert er sich im März 1804 Gustave Fecht gegenüber: "Ich habe nach und nach ein zweites Bändchen der A. G. zusammenstoppeln wollen. Aber dieser heilige Geist, der mich damals umschwebte, will nimmer über mich kommen und jetzt kommt der unglückselige Katechismus" [den Hebel zu bearbeiten hatte]. Dies kennzeichnet deutlich die Lage des Dichters. Die äußere Arbeit des Berufes überschwemmt das für den Augenblick



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gesättigte Innenleben, und dieses bleibt in der Hauptsache unterdrückt. Er wagte zeitweise gar nicht mehr an eine Fortsetzung zu denken, wie er es 1805 seinem Freunde Nüßlin gegenüber klar ausspricht: "Wo hätte ich träumen können, daß die anspruchslosen alemannischen Gedichte, die nun bald die dritte Auflage erleben, solche Aufmerksamkeit der Gebildeten und selbst den Beifall von Männern wie Jacobi, Jean Paul und Voß erhalten würden... Aber lieber Freund, dieser Beifall hat mich zur Fortsetzung nicht aufgemuntert, sondern verzagt gemacht. Ich mag ihn nicht selber wieder wegsingen. Der Geist, der damals so stille über mir schwebte, ist beschrien und, ich fürchte, verschwunden. Es ist ein heiliger Geist von eigener Laune, der mit keinen Christ- noch Pfingstglocken herbeizuläuten ist, wenn er nicht selber kommen will, wiewohl ich ihm Dank sagen muß, daß er sich auch schon manchmal durch Glockengeläute hat wecken lassen."

Nachdem so die dichterische Arbeit abgeschlossen war, kam die minder heilige, die geschäftliche. Hebel suchte für sein "Wälderbüblein", wie er die Gedichte nannte, einen Verleger, und er muß das Gefühl gehabt haben, daß ein Büchlein, das derart lokalisiert schien, auch innerhalb des von ihm besungenen Landes verlegt werden sollte. An eine große Verbreitung dachte er nicht. Er wunderte sich vielmehr oft darüber, daß ihn seine Gedichte in aller Welt bekannt gemacht hätten. Seine Freunde übernahmen es, in Basel einen Verlag zu suchen. Hitzig verhandelte mit dem Buchhändler Samuel Flick, Günttert mit dem Drucker Haas. Da aber Haas "überall nur druckt", blieb Flick



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übrig, und es ist äußerst belustigend zu sehen, wie sich in den Briefen an Zenoides die Verhandlungen wiederspiegeln. "Hast du dem Flick den Angel noch nicht vorgeworfen?"fragt der Dichter am 11. Februar 1802. Hitzig aber warf den Angel vor; denn im nächsten, undatierten Brief schreibt Hebel: "Ich danke dir für die vorläufige Verwendung bei Flick... und meinst du wir wollen eine Subscr[iption] eröffnen? und magst du gern eintragen helfen, ein fleißiges Immlein?" Um die Osterzeit 1802 wird sodann der Angriff auf Flick vorbereitet. "Ich rathe dir daher," schreibt Hebel, "in der Osterwoche post actos labores dir eine kleine Zerstreuung zu machen und an einem lieblichen Tage einen kleinen Gang nach Basel zu thun, nämlich ohnehin, nicht mir zu lieb. Und dann bitte ich dich aber recht schön und kosig, ja koseselig, daß du es noch einmal versuchen wollest, dem Felicek [Flick proteusisch] einen Strick um den Hals zu werfen..." Hitzig möge dem Buchhändler die Papiere vorlegen, die schon Günttert bei Haas benützt habe. "Man seye alsdann so gut und stelle dem Buchhändler die Lockfalle. D. h. du übergibst ihm denselben Bogen und beobachtest ihn, während er liest, besonders die Bewegung der Muskeln um Mund und Nase. Bezeugt er Lust zur Sache, so gibst du ihm die Proben... Dann kommt's auf die Hauptsache an, nämlich darauf, was Flick biete mit, was ohne Subscription, und wie teuer er das Buch verkaufen wolle."

"Bietet er in einem oder andern Falle weniger als 1 Louisd. auf den Bogen, so brichst du ab und sagst ihm, daß ich's eher umsonst werde drucken lassen, aber nicht bei ihm,



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denn ich sey gar nicht aufs Geld erpicht, und arbeite bloß aus Liebhaberei. Bietet er aber 1 Louisd. oder drüber so viel er will, so sagst du ihm, daß ich's, so wie du mich kennest, schwerlich drum tun werde, denn ich sey verteufelt interessiert, und ich will es, wenn du gerne magst, ohne es dir gerade zuzumuthen, deinem eigenen Augenmees überlassen, ihm ein höheres Gebot nach der Stimmung, die du an ihm bemerkst, zu proponieren. Kann nach diesen Präliminarien etwas aus der Sache werden, so werde ich mich über das weitere selbst mit ihm in Korresp. setzen... Sey so gut, mein Bester, und nimm dich der armen Närrlein in Freundschaft und Liebe an."

Flick ging bei der Besprechung mit Hitzig auf die Sache ein und hat sich mit Hebel selbst in Verbindung gesetzt; doch stellte er einige Bedingungen anders, als Hitzig sie dem Dichter mitgeteilt hatte. Denn Hebel schreibt am 4. Juli 1802: "Ich habe nun den Bürger Flick, der mir unterdessen vom 26sten Jul. schrieb, meine Entschließung in Rückantwort kundgemacht. Eine Handhabe dazu, die ich jedoch sehr höflich angriff, gab mir ein Brief, in dem er a statt 150 Subskribenten, die er gegen dich zur Bedingung macht, nun 300 anbedingt, b sich direkte auf keine Erklärung wegen des Honorarii einläßt, ob ich ihn gleich ersuchte, mir so zu antworten, daß ich seine Erklärung als die erste und letzte ansehen könne . . ."

Flick war also ein sehr vorsichtiger Kaufmann und wollte mit dem unbekannten Dichter nichts wagen. Da hat Hebel die Verhandlungen "kurz", wie er selber sagt, abgebrochen, und so kam es, daß die alemannischen Gedichte nicht in Basel



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verlegt wurden. Der Dichter scheint darüber verstimmt gewesen zu sein; denn auch für die Sammlung von Subskribenten in Basel konnte er niemand finden, ebenso nicht in Bern. Dies zeigt wiederum der Brief an Hitzig, der die Unterschriftensammlung einleiten soll: "Der nächste Postwagen bringt dir, mein lieber Zenoides, eine Parthie Anzeigen auf das Wälderbüblein, nimm dich also dessen nunmehr, wie du versprochen hast und deine Freundschaft mir verbürgt, an und zieh ins Netz, wer dir nahe kommt, Augen zum lesen im Kopf und noch einen Thaler im Sack zum bezahlen hat! Lege Fußangeln, wo du kannst und weißt, fahe sie mit schädlichen Hamen, sey wie die Pest, die im Finstern schleichet, und wie die Seuche, die im Mittag verderbet! Laß tausend fallen zu deiner Seiten und zehntausend zu deiner Rechten." Hitzig möge auch Kandern in Betracht ziehen. "Es wird dir befremdlich erscheinen, daß Basel nicht in der Anzeige steht. Ich habe an Decker geschrieben [wahrscheinlich Buchhandlung Jakob Decker, Blumenplatz], aber dieser einzige Flegel außer Heinzmann in Bern hat mir auf 2 Br. nie geantwortet und mich bisher zwischen Thür und Angel stecken lassen. Hab ichs etwa an seinem Kollegen Flick verdient? Vielleicht indessen trümmelt dir da und dort auch ein Böppi ins Netz."

Am zweiten Advent 1802 freut er sich am reichlichen Verzeichnis der Angeworbenen, das Hitzig eingeliefert hatte, ebenso im Frühjahr 1803. Er fügt dort die bittere Bemerkung bei: Die Subskription "geht besser als ich zu hoffen wagte, da die Schweitz für mich wie für sich selber scheint verloren zu sein".



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Diese augenblickliche Stimmung war jedoch nicht gerechtfertigt. Eine Anmerkung zum Schreiben über den bösen Decker erklärt wenigstens (sie ist in der Festgabe von 1860 nicht abgedruckt, findet sich aber im Original): "Noch heute bekam ich einen höflichen Brief von Schölli in Basel, der mir Deckers Schweigen erklärt. Also meine Worte zum Fenster hinaus geredt." Decker war demnach nicht einfach der Flegel, wenn er auch nicht Subskribenten sammeln wollte. Aber auch Flick war nicht so schlimm; denn kaum waren die alemannischen Gedichte erschienen, so konnte Hebel seinem Freunde melden, "Flick beißt stark an, wenn nur die Zähne gut sind. Ich hab's ihm, nachdem ich so kurz mit ihm abgebrochen hatte, nicht zugetraut. Ich werde ihm heute schreiben und mit dem Postwagen, wenn nicht bald mein Hans Patron [Macklot in Karlsruhe, der die Gedichte verlegte] eine Fuhr nach Basel schickt, 50 Exemplare zuschicken. Er könnte, wenn er's noch für profitabel genug hält, in die Schweitz hinein einigen Absatz machen, wo soviel ich weiß noch keine Exemplare hingekommen sind. Denn Macklot ist eine träge Seele, und die Auflage ligt bey ihm wie ein Pfund Schnitz und drückt ihm fast den Tisch darnieder." Damit ist also Basel doch gerechtfertigt. Hebel stand immer weiter mit Flick in Beziehung. Dieser hat seine Sache doch gut gemacht, und 1805 bittet der Dichter seinen Freund in Rötteln: "Sollte dir Flick in sein und meinen Namen mit einer kleinen Korrektur zu Berg und Hof reiten, so bitte ich dich, eine Pfeife Tabak und ein paar willige Minuten an uns zu wenden." Ein wenig Mißtrauen gegen den Buchhändler


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blieb zwar immer; als Hebel an Zenoides durch Flick ein Exemplar der alemannischen Gedichte dritter Auflage sandte, bemerkte er in seinem Schreiben: "Die al. Gedichte aber hast du bey Flick, wohin Macklot die Sendung übernahm, zu erheben. Sollte ers leugnen, so laß mich's wissen." Im übrigen war Flick ein sehr rühriger Mann, der vieles unternahm. So gründete er 1803 in Aarau eine Filiale seines Geschäfts und stellte als Geschäftsleiter Heinrich Remigius Sauerländer ein, der dann 1805 die Buchhandlung selbständig übernahm und 1820 die erste schweizerische Ausgabe der alemannischen Gedichte druckte.

Ein anderes Vorkommen machte Hebel inn unserer Stadt unzufrieden. Er beklagt sich über Haas in Basel im April 1807. "Wie ich höre, verkauft mich Haas in Basel für 6 Louisd. in Gyps. Kaufe ihm doch, aber auf meine Rechnung, ein Exemplar für mich ab. Es ist ganz baslerisch, daß er ohne mein Wissen Handel mit mir treibt, und daß ich mich selber bey ihm kaufen muß, wenn ich mich haben will, statt daß er mir mit Ehren und ohne Schaden einige Abgüsse hätte zuschicken wollen." Wie bezeichnend ist es, daß Hebel über die Basler sich ärgerte, aber genau unterschied zwischen Basel und Baslern! Ganz deutlich wird diese Scheidung im Brief an Zenoides, wo Hebel 1815 über das Bombardement der Stadt durch die Franzosen folgendes schreibt: "In Basel mag sich jetzt viel Angststoffgas entwickeln. Etwas davon gönne ich ihnen und möchte an Seiner Seite gern eine Stunde drin sein und die jammervollen kyrie eleisa hören. Aber leid wäre es mir, wenn der Stadt selbst ein Leid geschähe, in der ich geboren bin, und zwar just in der



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Santehans, ni fallor n. 14, das zweite Haus vor dem Schwiebogen und wo ich so viel gutes genossen und wo wir manches proteusische Stündlein verbracht haben." Daß aber ein Dichter, der 1803 zum ersten Male ein Bändchen Gedichte herausgegeben hat, vier Jahre später in Gips verkauft wird, ist ein Beweis dafür, daß er schon sehr bekannt und geschätzt worden ist. Einen andern hübschen Beleg dafür liefert der Kleinbasler Maurermeister Jakob Chr. Pack. Als 1806 der Landammann Andreas Merian von hier wegreiste, um seine Würde niederzulegen, übergab ihm Pack ein Gedicht, dessen Worte er dem Hebelschen Sommerabend entnommen hatte. Er notierte in seiner Chronik:

Gedanken währender Abreis unseres Landammannes.

's isch wohr, Sie hatten übel Zit, ob scho Napoleon war wit, denn z'schaffe findt sich überal in Hus und Feld, in Berg und Tal. 's will alles Liecht und Wärmi ha, und zwor nur vome Landama usw.

Pack bemerkt noch dazu: "Er war sehr wohl damit zufrieden und gab Abschriften davon, sodaß fast jedermann bekommen hat."

Ein weiteres Zeichen dafür, daß die alemannischen Gedichte in der Schweiz verehrt wurden, ist eine begeisterte berndeutsche Epistel, die sich unter Hebels zurückgelassenen Papieren befindet. Geschrieben ist sie von S. Wyß, "Vikari z'Bürglen bi Nidau vom 26. Heymonet 1807". Im gleichen Jahr schrieb



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Joh. Martin Usteri seine erste Mundartidylle "De Herr Heiri" und war dazu durch die Hebelsche Dichtung angeregt worden. 1813 sodann erschienen in Basel "Leichte Melodien zu Hebels alemannischen Gedichten componiert und dem edlen Verfasser der Gedichte, meinem unvergeßlichen Lehrer, als Beweis unveränderter Hochachtung, Liebe und Dankbarkeit zugeeignet von Christian Haag, Lehrer der Gesangs-Anstalt in Basel." Dafür nannte Hebel den Komponisten in einem Brief an Hitzig "die Nachtigall in Basel". Doch ist es nicht nötig, nach weiteren Beweisen zu suchen. Man weiß, wie kein Basler vom Anfang des 19. Jahrhunderts an bis heute aufgewachsen ist ohne Hebelsche Poesie. Es war ein großer, wiewohl verzeihlicher Irrtum Hebels, zu glauben, die Schweiz sei für ihn verloren.


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Der Hausfreund



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Der Hausfreund.


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Mit den alemannischen Gedichten trat ein gewisser Umschwung im Leben Hebels ein. Die Gedichte bilden einen abgeschlossenen Kreis, die Heimat der Jugend war in festgefügten Umrissen neu erstanden und in ihrer Art ausgeschöpft. Da und dort hätte Hebel etwa noch eine Ergänzung beifügen können, das Bild wäre nicht verändert worden. Der dichterische Schöpfungstrieb hatte sich in dieser Richtung voll ausgewirkt. Rasch machte sich der äußere Erfolg geltend, und der Dichter wurde in aller Welt bekannt. Das übte natürlich auf seine gesellschaftliche Stellung in Karlsruhe großen Einfluß aus, und so sehen wir in der neuen Heimat einen neuen Freundeskreis entstehen, der ähnlich dem proteusischen Leben in Lörrach seinen besonderen Ausdruck fand. Man übte seinen Scharfsinn im Erfinden und Auflösen von Scharaden und Rätseln. Gewisse Äußerungen Hebels in den Briefen an Zenoides lassen darauf schließen, daß dieses Treiben unter Einfluß des Xenienkampfes Schillers und Goethes entstanden sein mochte. Hebel war der Vorsitzende der Gesellschaft dieser Freunde und nennt sie die "Rätselakademie". Er berichtet 1804 an Nüßlin. "Ich suche der Welt, die sich aber nur auf unsere Tischgesellschaft beschränkt, durch Scharaden nützlich zu werden." Und "das Charadenwesen ist hier zur Sucht geworden".



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In dieser Zeit (1805) war, daß er als Mentor der Barone Carl und Ernst von Mentzingen eine Schweizerreise unternahm. Schon in den ersten Karlsruher Jahren soll er eine solche gemacht haben, und es ging dabei ganz nach Hebelscher Art zu. Er steckte, so wird erzählt, die Ersparnisse des ersten Jahres zu sich. In die linke Westentasche kam ein Goldstück, eines in die rechte, und die Reise begann. Das Ziel sollte der Rigi sein; denn ein alter Wunsch zog ihn ins Gebirge. Doch, wie so manchmal in seinem Leben, wurde es anders. Als er bis zum Zugersee und ein wenig darüber hinausgekommen war, fand er die eine Tasche leer, kehrte er um. Das zweite Goldstück mußte ja zur Rückreise nach Karlsruhe ausreichen, und so war der Aufstieg nach Rigikulm unerschwinglich. Aber diesmal, im Jahre 1805, sollte er die Schweizerberge kennen lernen. Zwar wiederum ein wenig anders, als er gedacht. Seinem Zenoides in Rötteln schwärmte er vor, er werde auf den Gotthard wandern, dann werde es darauf ankommen, ob er vollends hinüberschwanke und wenigstens einen Tag seines Lebens unter dem besseren Himmel jenseits der Alpen zubringe. Bei der Rückkehr wolle er mit italienischem Staub an den Stiefeln in den Röttler Pfarrhof hineinschreiten. Doch der Weg lief anderswohin. Die Reise begann am 22. August und führte zunächst über Donaueschingen nach Schaffhausen. Das este, was dort geschah, war dies: "Ein schöner neuer Hut reklamierte auf Schweizergrund und Boden seine Freiheit, setzte sich noch diesen Abend auf flüchtigen Fuß und ward nicht mehr gesehen". So berichtet Hebels Tagebuch. Der Munot und der Rheinfall wurden



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bewundert, dann führte der Dichter seine Zöglinge über Stein am Rhein nach Konstanz, nicht ohne vorher der Insel Reichenau einen Besuch abgestattet zu haben. Überall wurden zu Handen der jungen Leute historische Tatsachen in Erinnerung gerufen. Posthornblasen und Genuß der reichen Apfelernte verkürzte ihnen den Weg durch den Kanton Thurgau, Frauenfeld wurde berührt, Hebel fand es tot und leer. Besser gefielen ihm Winterthur und hernach Zürich, wo er am 29. August anlangte. Der Gasthof zum Schwerdt tat es ihm an. Denn beim Aufwachen konnte er dort durchs Fenster einen Teil des Sees sehen und einen Blick tun auf die Berge, die eben aus dem Nebel hervortraten. Auf der Limmatbrücke zeigten ihm die Menschen eine ganze Musterkarte von Schweizertrachten; der Kaffee mit "Schweizerrahm und Butterbrot" schmeckte ihm in dieser Umgebung ganz besonders. Hier hat er den Eindruck der Seelandschaft empfangen, die er später im Gedicht "An den Geheimrath von Jttner, Curator der Universität zu Freiburg, bey dessen Gesandtschaftsreise in die Schweiz" eingeflochten hat. Dem Denkmal Geßners widmete er einen Besuch, hierauf ließ er sich von der "Katz" (einem Bollwerk) aus die Punkte der Schlacht bei Zürich erklären. Er wunderte sich über die freimütigen Urteile, welche alle Zürcher über die geschichtlichen Ereignisse und Personen äußerten. Am meisten staunte er über die Freimütigkeit seines Gastwirtes. Dieser berichtete vom Unfug, den ein französischer Offizier im Wirtshaus getrieben hatte und fügte bei: "Aber bey Gott, wär ich daheim gewesen, ich hätt ihm gesagt: Ihr seid so grob,


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wie Euer Herr und Meister." Über den Albis und Kappel, wo Zwinglis gedacht wurde, erreichten die Reisenden Zug. Wolken verhüllten den Rigi, so daß wiederum eine Besteigung unmöglich war. Deshalb zog man über Jmmensee nach der Hohlen Gasse und Küßnacht. Da wurden Tells Schuß und Schillers Drama vorgenommen und beigefügt: "Wenn einmal in der Geschichte Meuchelmord durch Noth gerechtfertigt und durch seine Folgen zur verdienstlichen That geheiliget werden kann, so ist dieser." In Küßnacht schifften sich unsere Reisenden ein und fuhren nach Luzern. Der Pilatus machte großen Eindruck auf sie. Luzern, so findet Hebel, habe schon eine empfehlende Außenseite und sei inwendig von einem heiteren, gutmütigen Völklein bewohnt. Er besah mit seinen Zöglingen die "topographische Schweizerkarte in erhabener Arbeit" vom verstorbenen General Pfyffer. In Luzern, meinte er, "hatten wir die niedlichste und theuerste Bewirthung". Am 1. September, einem Sonntag, wanderte der Dichter nach dem aus der Asche eben neu erstandenen Stansstad, wobei er bemerkte, daß die naiven Landleute, denen sie begegneten, an seinem und seiner Begleiter Aussehen großes Behagen fanden. Da gedachte er der Kriegsgreuel, die wenige Jahre vorher beim Einbruch der Franzosen verübt worden waren, in dieser Gegend, die von der Natur zum Sitz der Ruhe und des Friedens geweiht war. "Leuchteten nicht von Stanzstad und allen Höfen bis nach Stanz hinein die Flammen des Mordbrandes über den See und rings an den Alpen und Schneebergen hinauf!" Zwei biedere Schweizer, die den Franzosenkrieg


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mitgemacht hatten, erzählten ihm auf dem Wege die Geschichte der "Seltenen Liebe", die er später im Hausfreund wiedergegeben hat. Die Namen "Drachenried" und "Melchthal" erinnerten ihn an die erste Schweizergeschichte, Sachseln an Niklaus von der Flüeh. So durchzog Hebel urschweizerisches Gebiet, schauend und aufnehmend. Ganz deutlich erkannte er dabei, was schweizerische Demokratie sei. Er traf in Giswil einen jungen Mann, der 1800 mit den schweizerischen Hilfstruppen in der Gegend von Heidelberg, Mannheim und Durlach als Oberleutnant gestanden hatte. Und siehe, dieser Offizier war jetzt im Privatleben ein — Schuhmacher. Auf dem Brünig hatten die Herren kein Glück. Ein dichter Nebel verhüllte den ersten Blick auf die Berneralpen. Es begann zu regnen und im Wirtshaus wurde "eingefeuert und umgekleidet, getrocknet und gewaschen, gegessen und getrunken, gelacht und gejammert." Ersatz für die Alpengipfel bot wenigstens ein Berg in der Nähe, der von frisch gefallenem Schnee überzuckert war. In Meiringen sollten, wie Hebel glaubte, die Leute sich an Geist und Wuchs vor allen Schweizern auszeichnen, auch ihre Sprache wurde ihm als die feinste des ganzen Schweizervolkes genannt. Doch meinte er, man müsse länger als einen Tag dort verweilen, um es wahr zu finden. Die Leute aber gefielen ihm nicht ganz. "Die offene Treuherzigkeit der kleinen Kantone zieht sich hinter eine ernstere, bisweilen fast schwerfällige Außenseite zurück." Der wohlhabende Berner sei stolz auf seinen Kanton, der ärmere aber scheine das Gefühl, Schweizer zu sein, wenigstens in diesen Tälern verloren


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zu haben. Die angenehme Art der Unterwaldner Jungen, die den Wanderer in fröhlichem Kreis umringen, lieb und schön um ein paar Kreuzer zum Ausspielen mit der Armbrust buhlen, "sinkt hier zur plattesten und unverschämtesten Betteley nach deutscher Art und Weise herab". Doch müsse er sich da wohl vor einer Ungerechtigkeit hüten, fügte Hebel bei, da er nur auf der Landstraße an diesem Volk vorbeizog. Am Reichenbachfall lernte er den Maler Lafond kennen, mit dem er angenehme Stunden verbrachte. Über einen "Grat", wohl die Große Scheideck, gelangten Hebel und seine Begleiter unter großen Mühen nach Grindelwald. Die bergungewohnten Männer fielen einer nach dem andern nieder, "selten waren alle drei auf den Beinen". Doch keiner wollte müde sein, "er schöpfe nur frischen Atem", sagte jeder. In Grindelwald aber wurde es ihnen wieder wohl. Der Anblick der Gletscher, das Donnern der Lawinen machte tiefen Eindruck auf sie. Abends erzählte ihnen der Wirt, daß er einst in eine Gletscherspalte gefallen sei, jedoch auf allen Vieren im Wasser unter dem Eis hindurch ins Freie habe gelangen können. Lauterbrunnen erreichten die Reisenden über Zweilütschinen. Staubbach und Jungfrau wurden angestaunt, ebenso bewunderte man den Bericht, daß kürzlich am Schweizer Hirtenfest ein starker Appenzeller einen 180 Pfund schweren Stein mit einer Hand gestemmt habe. Über Interlaken zogen die Reisenden nach Thun, lernten dort den gelehrten und sehr gefälligen Herrn Professor Kuhn aus Bern kennen, nachdem sie schon in Unterseen die Bekanntschaft mit dem Maler König gemacht hatten. In Bern, der "schönsten und eine der größten Städte


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der Schweiz", verweilten sie zwei Tage lang. Selbstverständlich fielen ihnen die Lauben auf. Eine Madame Haller führte sie in die Bibliothek, wo sie die Bilder der alten Häupter des Staates bewunderten. Ferner sahen unsere Reisenden ein großes Tableau, die Auferstehung darstellend, eine vollständige Sammlung aller Vogelarten der Schweiz, eine Sammlung alter Waffen und Kleider aus Südindien und Otaheide, dazu ein Relief des Berner Oberlandes und der Landschaft Aigle, eine Mineraliensammlung und die besonders gut eingerichteten Spitäler der Stadt. Herrn Lafond besuchten sie ebenfalls, er zeigte ihnen mehrere Stiche und Handzeichnungen seines Lehrers Freudenberger. Über Biel und Pierre Pertuis gelangte Hebel nach Mallerais, "einem schlechten Dorf und desgleichen Wirtshaus". Unterwegs hatte er einen angenehmen Begleiter, Herrn Lembke, zurückgelassen, der in einem Wagen nach Biel zurückkehren wollte. Nach einigen Stunden wurde dieser Herr als Arrestant nach Mallerais gebracht, er war irrtümlicherweise verhaftet worden. Hebel konnte ihn befreien, sonst wäre der Gefangene noch nach Besançon abgeführt worden; denn die Gegend war damals französisch. In dichtem Nebel machte man den Weg zu Fuß nach Delsberg, durch die Landfest; wo "das Völklein, das sie bewohnt, in dem schönen Ruf der herzlichsten Gutmütigkeit und Biederkeit" steht. Am 13. September legten die Wanderer über Saugern und Äsch den Weg nach Basel in neun Stunden zurück. Der Blick hinunter nach St. Jakob erinnerte sie an die Armagnakenschlacht und an den roten Wein, der "jetzt auf dem Schlachtfeld wachst", Schweizerblut genannt, der "alle Frühjahr in wenigen Tagen


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unter patriotischen Erinnerungen und Gefühlen weggetrunken wird". Nun waren die Reisenden in Basel, und Hebel zeigte seinen Schützlingen die Sehenswürdigkeiten "der größten Stadt der Schweiz". Die Sehenswürdigkeiten aber waren diese. das Rathaus, die Münsterkirche, merkwürdig durch die Grabstätten und Denkmäler von Personen aus dem österreichischen und [fehlt im Tagebuch] Hause, von Bischöfen und [fehlt], den Familien von Rotberg, Reichenstein usw. Auf den Grabstein des Erasmus wurde nachdrücklich hingewiesen. Dann kamen an die Reihe: Das große Auditorium der Universität, der Saal der Kirchenversammlung, der Kreuzgang hinter der Kirche und die Pfalz "mit einer schönen Aussicht". Der Rest der Tage (14. und 15. September ) wurde bei Freunden auf dem Lande, in Bourglibre und Weil zugebracht. Am 22. September waren die Reisenden wieder in Karlsruhe. So hat Hebel die Schweiz gesehen.

Karlsruhe fesselte ihn nun immer stärker. Als 1809 die Schauspielerin Henriette Hendel dort weilte und Hebel sie die Aussprache der alemannischen Gedichte gelehrt hatte, trug sie öffentlich einige davon vor. Der Dichter konnte am Erfolg spüren, wie sehr er geehrt und geachtet war. Das Erlebnis hat ihn leidenschaftlich erregt. Er berichtete darüber an Zenoides und erzählt, wie die Hendel unter anderem "in Gegenwart des Hofes und des Adels, des Fürsten von Thurn und Taxis, die wegen dem Kayser hier waren und mehr als 600 Personen verschiedener Stände unter beständiger Begleitung des allgemeinen Beyfalls "Hans und Verene" vortrug und dann anfing "z 'Fryburg in der Stadt". Aber denke dir ein Weib, das im stolzen, königlichen



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Bewußtsein, alles thun zu dürfen, was es will, auch wirklich thut, was es will — an der Stelle:

Minen Auge gfallt — gel, de meinsch, i sag der Wer,

dreht sich nach mir, lächelt nach mir, sagt:

es isch kei Sie, es isch en Er

und deutet auf mich. — Eine Schauspielerin im Theater und ein Kirchenrat im Parkett!!!.. Das Klatschen dauerte so lang und laut, daß sie den Schlußvers nicht mehr anbringen konnte, und statt für den Beyfall stumm zu danken, that sie dies laut und sagte, daß sie dieses Glück (ich will aus Bescheidenheit nicht alles nachschreiben, aber das schönste) ihrem Freund Hebel zu verdanken habe, durch dessen Gegenwart sie begeistert sey". An Frau Haufe schrieb der Dichter: "Ich muß doch ein wenig verliebt gewesen seyn in die Geliebte, wie ich jetzt erst merke."

Da Hebel auch beim Großherzog größtes Verständnis fand, lebte er sich immer mehr in Karlsruhe ein. Überdies erwuchs ihm eine neue dichterische Aufgabe: Es war die Arbeit am Kalender, die bald nach den alemannischen Gedichten einsetzte.

Das Gymnasium in Karlsruhe gab nämlich den "Badischen Landkalender" heraus, der jedoch "in der Konkurrenz mit so vielen fremden reicherer Aussteuer bei seinem Publikum immer weniger Kredit und freiwillige Abnahme fand", trotzdem er durch den Hatschierer ausgeteilt wurde. Man zog auch Hebel zur Mitarbeit bei und suchte "durch Annäherung in Inhalt, Ton und



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äußerer Gestalt an die Wünsche und den Geschmack des Volkes" das Büchlein in höheren Kredit zu bringen. Nach Hebels Ansicht war dies aber nicht gelungen. Deshalb nahm er die Sache tüchtig in die Hand und übergab zu diesem Zwecke der Direktion des Gymnasiums ein "Unabgefordertes Gutachten über eine vorteilhaftere Einrichtung des Calenders". Er bewies darin, daß diese Aufgabe bereits gelöst sei in dem ihm bekanntesten Volkskalender, dem "Basler Hinkenden Boten", der als bloßes Privatunternehmen ohne alle obrigkeitlichen Zwangsgesetze einen fast unbegreiflichen Absatz finde. Es ist bezeichnend, haß der Dichter bei einem volkstümlichen Buch, wie es der Kalender war, ohne weiteres an seine Wiesentäler und an Basel dachte. Er stellte den Hinkenden Boten dem Badischen Landeskalender gegenüber, und letzterer kam nicht gut weg. "Der Badisch Kalender enthält 4 —5 Bogen Text, kein rothes Jota, nicht einmal einen rothen Vollmond", habe schlechtes Papier und koste vier Kreuzer. "Der Bote hat 6 —8 Bogen Text, in den schlechtesten Exemplaren wohl erträglichen und sehr leserlichen Druck, viel Roth" und "kostete in einer Gegend, wo alles theurer ist, lange nur 6 cr. jetzt 8". Da er aber kein Exemplar dieses Kalenders besaß, legte er bei "zur unmittelbaren Ansicht den ebenfalls in Basel herauskommenden Schweizerboten von Heinrich Zschogge herausgegeben". Lange Zeit, so sagte er, habe es sogar in Basel zwei hinkende Boten gegeben, einen im Scholerschen, einen im Deckerschen Verlag.

Da Hebel die Art und Wünsche der Landbevölkerung genau kannte, verlangte er, daß man im Kalender das Rote wieder



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einführe, die astrologischen Praktika, die Zeichenstellung und das Aderlaßmännlein, wie es Zschokke getan, der gezeigt habe, "wie fein und unschädlich sich diese Artikel behandeln lassen, und wieviel weiser es sei, den Geschmack seines Publikums zu benützen als ihn zu verachten und zu beleidigen".

Wie stellte sich aber Hebel den Inhalt eines Kalenders vor? "Der Bote gibt als Hauptingrediens seiner Leseartikel politische Begebenheiten des vorigen Jahres, Mord- und Diebsgeschichten, verunglückte Schatzgräber und Gespensterspuk, Feuersbrünste und Naturerscheinungen, edle Handlungen und witzige Einfälle, womöglich aus seiner neuesten Vaterlandsgeschichte. Ahme dies nach! Auch der Bauer mag gern wissen, was außer seiner Gemarkung vorgeht, und will, wenn er unterhalten und affiziert werden soll, etwas haben, von dem er glauben kann, es sei wahr. Mit erdichteten Anekdoten und Späßen ist ihm so wenig gedient als mit ernsten Belehrungen, und wenn wir noch, wie billig, edlere Zwecke mit der Kalenderlektüre erreichen wollen, welches Vehikel wäre zu den mannigfaltigsten Belehrungen geeigneter als Geschichte ?" Hebel gibt hier die Grundlagen an, auf denen er später selber die Kalendererzählungen aufbaute. Er dachte aber gar nicht an sich. Es war sein Dichtergeist, der unbewußt in diesem Gutachten die schöpferische Arbeit begann und seine eigenen Fähigkeiten darlegte. Wie wenig er sich selbst im Auge hatte, zeigt der Vorschlag, den er machte: "Das ganze Geschäft soll nicht vielen, sondern einem Bearbeiter übertragen werden, der nicht in der Stadt, sondern beobachtend unter dem Volk lebt, einem Landgeistlichen, der Talent, guten



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Willen und Muße dazu hat." Er verlangte für ihn "honette Vergütung". "Denn umsonst ist der Tod". Dazu bemerke er: "Ich habe bischer an dem Kalender so willig und verhältnismäßig viel gearbeitet, daß ich mit dieser Nummer [des Gnu achtengl keinen Schein unredlicher Arbeitsscheu auf mich zu laden hoffe." Wen er sich aber unter einem geeigneten Landgeistlichen vorstellte, zeigt sein Brief an Zenoides: "Ich habe bei den diesjährigen Calender-sitzungen einen 3 Bogen starken Vorschlag zur gänzlichen Reform unseres Calenders gegeben, um ihn den beliebtesten ausländischen gleich oder vorzusetzen. Unter anderm sollen ihn nicht viele in der Stadt, sondern einer auf dem Land, ein Pfarrer, ausarbeiten und dafür bezahlt werden. Ich will Dich nicht fragen, ob ich Dich in Vorschlag bringen soll. Denn es ist schon geschehen. Aber fürchte nichts! Es wird alles nach löblicher Sitte beim alten bleiben."

Es blieb aber nicht beim alten. Vorerst allerdings wurde noch viel darüber geredet, und der Dichter mußte befürchten, man habe ihn mißverstanden und wolle einfach den Basler Hinkenden Boten nachmachen. Er verfaßte deshalb "Meine weiteren Gedanken über eine vorteilhaftere Einrichtung des Calenders" und ging dabei mit dem baslenschen ins Gericht, der Wert sei "von ihm zu lernen, was man dem Volk, aber nicht wie man es ihm geben müsse". Selbst die historischen Leseartikel müßten viel zweckmäßiger gewählt, populärer, sinniger, reiner und unter einer lustigen Außenseite bearbeitet werden, als dort geschieht, und die stehenden Artikel von Nativitätssiellung, Aspekten usw. nach den angegebenen Zschokkeschen Manieren



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so bearbeitet werden, daß nicht der Aberglaube gefestigt und gelehrt, vielmehr allmählich entkräftet werde.

Auch mit den Bildern des Basler Hinkenden Boten konnte Hebel nicht zufrieden sein. Er wußte über die Praktiken des Verlegers genauen Bescheid. "Decker legte die alten Holzschnitte, wenn sie noch brauchbar waren, sonst zu eigenem zweiten Gebrauch zurück. Wenigstens kam öfters nach mehreren Jahren genau die nemliche Tafel; das nemliche arme Städtlein mußte zu allen Feuersbrünsten in Nord und Süd herhalten, und wie manche Theatergesellschaft, so hat er zu allen Mordscenen nur einen Wald und immer die nemlichen Acteurs." "Er läßt die Kalender durch seine eigenen Mägde und Jungen heften, der Buchbinder, der sie nur noch zu beschneiden hat, kommt ins Haus und erhält für 12 Stück nur 2 Rappen, folglich für 60 erst 4 Kreuzer." Die Forderung nach einem einzigen Bearbeiter auf dem Lande wurde nachdrücklich wiederholt, "wie ein solcher gewiß verständlicher, lehrreicher und unterhaltender mit dem Landmann sprechen kann, als der gelehrteste Professor aus der Stadt, also wird er ihm gewiß auch einen ansprechenderen und zweckmäßigeren Calender geben".

Man sieht in allen Ausführungen deutlich, wie Hebel ein Netz flicht, in dem er schließlich selber gefangen wurde. Und das war für den Kalender und uns das denkbar beste. "Zu einem andern Zeitvertreib und Verderb [als Charaden lösen] habe ich die Redaktion des Kalenders ganz übernommen,"schreibt er am 11. März 1806 an Hitzig. Aber dieser Zeitvertreib wurde



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mehr: Ein neues dichterisches Gebiet wurde besetzt, eine neue Welt entstand für Hebel neben derjenigen der alemannischen Gedichte. Wiederum war es ein Stück Oberländer Heimat, welche sich da aufbaute. Aber Hebel war seinem Lande entwachsen. Er stand jetzt über seinem Heimweh und brachte seinen Landsleuten die Gaben einer höheren Bildung. Und so wie er sich zu dieser Aufgabe stellte, nicht mehr um sein Innerstes und dessen Ausdruck ringend, sondern überlegen und bewußt wirkend, entfaltete sich aufs glänzendste sein Humor. Höherstehenden gegenüber war er nach eigenem Geständnis immer etwas gedrückt; seine Erziehung hatte ihm den Respekt zu tief eingepflanzt. Er fühlte sich zwar "ungemein angenehm in der Gesellschaft dieser feingebildeten Menschenklasse [der Adeligen]", aber Dichter, und namentlich Erzähler war er nur unter einfachen Leuten. Durch den Kalender wurde er für sie der wirkliche Hausfreund [er führte den Namen "Rheinländischer Hausfreund" 1808 ein], der sie um sich versammelte und mit feinem Takt verstand, eine Hausfreundgemeinde zu gründen. Zu diesem Zwecke brachte er seine eigenen Erlebnisse hinein in die Kalenderwelt. Dadurch erhielten seine Abhandlungen und Geschichten etwas ganz Persönliches und wurden eine Angelegenheit zwischen dem einzelnen Leser und dem Verfasser. Er berichtet im "Hexenmehl", daß er Bärlappe "in der Gegend von Hausen, zum Exempel auf dem Alzebühl, an dem Plaßberg, im Wagengesperr" in seiner Kindheit oft gesehen und um den Leib herum gegürtet habe. Auch auf den Proteuserbund deutet er hin als etwas ganz Selbstverständliches in der "Baumzucht".


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"Hausfreund", sagt dort der Adjunkt, "wenn ihr einmal Vogi werdet, Stabhalter seid ihr schon." Seine Bekannten führt er ebenfalls ein. Da ist der Adjunkt, der württembergische Legationssekretär Kölle, der ihm manchen Stoff zu Erzählungen zutrug. Diesen Umstand berichtet der Hausfreund unumwunden seinen Lesern. Der Schluß von "Die Probe" erzählt: "Dieses Stücklein ist noch ein Vermächtnis von dem Adjunkt, der jetzt in Dresden ist. Hat er nicht dem Hausfreund einen schönen Pfeifenkopf von Dresden zum Andenken geschickt, und ist ein geflügelter Knabe darauf und ein Mägdlein und machen etwas mit einander. Aber er kommt wieder, der Adjunkt." Und wirklich erscheint er wieder und läßt sich willig vom Erzähler im "Morgengespräch des Hausfreundes" examinieren. Auch in "Der listige Kaufherr" verrät Hebel: "Der Adjunkt, der dieses schreibt, hat allemal eine große Freude, wenn er auch ein Geschichtlein einmauern kann in den Kalender." Der Adjunkt singt auch in "Der fremde Herr" zu Brassenheim im wilden Mann seine Lieder und hält die trefflich "Standrede über das neue Maß und Gewicht."

Die Schauspielerin Henriette Hendel wird ebenfalls eingeführt in den Kalenderkreis. Hebel ernennt sie zur Schwiegermutter des Adjunkten, weil diesem das Bild des Töchterleins der Hendel gefallen hatte. Auch sie arbeitet am Kalender mit. Davon spricht der Schluß der Erzählung "Die leichteste Todesart". Es heißt dort: "Dies Stücklein ist von der Schwiegermutter, die niemand gern umkommen läßt, wenn sie ihn retten kann."



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Damit aber auch die Kalenderleser über die beiden orientiert seien, stellt er sie bei ihrer Einführung in "Des Hausfreundes Vorrede und Neujahrswunsch 1811" also vor:

"Was aber die zwei Gehilfen betrifft, so hat der Hausfreund angenommen, erstlich einen braven Adjunkten, der schon weit in der Welt herumgereist ist, in Paris, in Amsterdam und in München... Sodann hat er angenommen des Adjunkts seine Adjunktin oder Schwiegermutter, die ist schon gewesen in Berlin, in Italien und auf dem Rigiberg in der Schweiz, hat schöne Liedlein dort gelernt, kann alle Leute ausspotten, und doch ist sie allen Leuten lieb und wert. Schon manchmal hat der Adjunkt den Hausfreund gefragt, ob es mit natürlichen Dingen zugeht, was sie versteht und wie sie's treibt, und wie sie's den Leuten antut, z. B. ihm."

Es ist klar, daß das Wort des Hausfreundes eine große Vertraulichkeit wecken mußte, und daß er daher, wo er's für nötig hielt, Belehrungen anbringen durfte und immer wieder sagen konnte, der Hausfreund denkt so und so. Man mußte ihm glauben, wenn er in der Geschichte "Wie einmal ein schönes Roß um 5 Prügel feil gewesen ist" sagte: "Der Hausfreund hat's schriftlich, daß es wahr ist."

Hebel bevölkert aber auch seine Kalenderwelt mit Personen, die eine besondere Rolle zu tragen haben: Der Zundelfrieder und seine Gesellen tauchen als echte Spitzbuben bald auf, bald unter. Eine unverbürgte Überlieferung sagt sogar, daß der Frieder keine erfundene Figur sei, daß er vielmehr wirklich gelebt und im



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Kampf zwischen Stadt und Landschaft Basel am 3. August 1833 gefallen sei. Der Herr Theodor sodann spielt seine überlegene Partie in "Nasse Schlittenfahrt", im "Talhauser Galgen" und im "Friedensstifter". Der allzeit windige Zirkelschmied ergattert sich ein "wohlfeiles Mittagessen", außerdem einen Schinken in "Hilfe in der Not", einen Vierundzwanzger in "Ein Hausmittel", neun Gulden im "Wettermacher" und spricht schließlich unfreiwillig sein Urteil in "Seinesgleichen". Die Kalenderwelt hat auch gerechte und weise Richter, wie die "Billige Rechtspflege", "Der Talhauser Galgen", die "Rettung vom Hochgericht", aber auch "Der kluge Richter" und "Eine sonderbare Wirtszeche" zeigen. Die Weltbegebenheiten zeichnen sich ab und malen den großen Hintergrund der Zeitgeschichte in "Napoleon und die Obstfrau in Brienne" und im "Brand von Moskau". Im Vordergrund jedoch stehen auch etwa einzelne Soldaten als Menschen aus der guten alten Zeit in "Hochzeit auf der Schildwache", in "Einer Schildwache lächerlicher Irrtum", "Das bequeme Schilderhaus" u. a. Und neben dem Soldaten taucht auch der deutsche Handwerksbursche auf und walzt seine Straße als Träger eines etwas beschränkten, aber unendlich treuherzigen Alemannentums.

Politische Begebenheiten, Mord und Diebsgeschichten, verunglückte Schatzgräber und Gespensterspuk, Feuersbrünste und Naturerscheinungen, edle Handlungen und witzige Einfälle, so lautet im "Gutachten" das Programm, und das ist ungefähr auch der Stoff, welcher den Rahmen der Kalendenvelt ausfüllt.



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Die Art, wie Hebel das Leben ringsum betrachtete, war geradezu zur Aufgabe des Kalenderschreibens vorbestimmt. Er mußte nicht ein Vorkommnis umdeuten, er erlebte in überlegener Art. Darum ist sein Humor so natürlich. Denn dieser war eine innere Eigenschaft, gewissermaßen das besonders gefärbte Glas, durch das der Dichter die Situationen schaute. Deshalb sind seine Diebsgeschichten, deren Stoff doch gewiß dem gemeinen Manne unmoralisch vorgekommen wäre, so unendlich komisch, bei der "Rettung vom Hochgericht" z. B. muß der ernste Blutrichter selber das Schnupftuch vor den Mund halten und auf die Seite sehen.

Wenn auch die Kalendergeschichten geschrieben und gegedruckt wurden, so ist doch, als ob der Erzähler spräche. Die Charakterisierung der Menschen wird dabei immer lebhafter, der Jude mauschelt immer stärker, die Spitzbuben zeichnen sich immer treffender durch leicht hingeworfene Bemerkungen, so wie es eben geschieht, wenn jemand lebhaft erzählt. Da beginnt auch das lustige Spiel, das scheinbar eine Tatsache steigert, um dann dem gespannten Zuhörer das einfachste Ding vorzubringen, wie im "listigen Quäker": "Die Quäker sind eine Sekte, zum Exempel in England, fromme, friedliche, verständige Leute wie hier zu Land die Wiedertäufer etwa und dürfen vieles nicht tun nach ihren Gesetzen, nicht schwören, nicht das Gewehr tragen, vor niemand den Hut abziehen; aber reiten dürfen sie, wenn sie Pferde haben." Diese Art des Erzählens achtet auf die kleinsten Dinge und sucht jedes Fortschreiten der Handlung genau zu begründen und dem



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Hörer nahe zu bringen. Alles, was fern und fremd ist, wird durch Nahes und Bekanntes erklärt und verständlich gemacht. Ein glänzendes Beispiel dafür ist die "Merkwürdige Gespenstergeschichte". Hebel will da eine Begebenheit aus Dänemark erzählen. Das erscheint ihm aber zu abgelegen. Deshalb fuhr, nicht irgend einmal, sondern "verwichenen Herbst", ein fremder Herr durch Schliengen. "Den Berg hinauf ging er zu Fuß wegen den Rossen." Man weiß gleich, es ist am Schlienger Stutz, wo der Reisende auszusteigen pflegt. Der Fremde erzählt seine Geschichte einem Grenzacher. Dieser muß ja natürlich in derselben Richtung über den Schlienger Stutz, wenn er heimgehen will. So ist der Leser sofort im Bild, und die Gespenstergeschichte kann beginnen. Aber auch da muß das fremde Schloß näher gebracht werden: Der Herr "stellte zwei brennende Lichter auf den Tisch, legte ein paar geladene Pistolen daneben, nahm zum Zeitvertreib den Rheinländischen Hausfreund, so in Goldpapier eingebunden an einem roten seidenen Bändelein unter dem Spiegelrahmen hing, [in einem Schloß ist alles vornehmer als in einer Hütte] und beschaute die schönen Bilder". Nun kommt das Gespenst, der mutige Herr geht ihm nach und fällt in die Hand der Falschmünzer. Diese lassen ihn schwören, sie nicht zu Verraten und senden ihm zum Dank, daß er sein Wort hielt, später eine goldene Uhr und fügen bei: "Ihr dürft erzählen, wem ihr wollt." Eben deshalb kann jetzt der so gewissenhafte Herr dem Grenzacher ruhig das Erlebnis berichten. Unterdessen ist er auf der Höhe angekommen, wo man nach Hertingen hinuntersieht, und nun wird die Geschichte beglaubigt:


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Da "es in Hertingen Mittag läutet", zieht der Herr eben die genannte goldene Uhr, um zu schauen, "ob die Hertinger Uhr recht geht". Und nachher werden ihm "im Storken zu Basel von einem französischen General 25 neue Dublonen darauf geboten". "Aber er hat sie nicht drum gegeben." Nun ist die Geschichte, die sich im fernen Dänemark abspielt, nicht mehr weit abgelegen, sie wickelt sich geradezu im Oberland ab.

Der Bemühung, die Erzählung in die Heimat oder in faßbare heimatliche Vorstellungen zu verlegen, ist es zu danken, daß auch Basel im Kalender seinen Platz erhält. Denn die Stadt gehört für Hebel unbedingt in den Begriff "Oberland". Er setzt sie als bekannt voraus bis in Einzelheiten hinein. Vorerst spielt sie die Rolle als "Stadt" überhaupt in "Der verachtete Rat". Ein Reisender auf der Basler Straße rät einem Fuhrmann, langsam zu fahren, wenn er noch vor Torschluß in die Stadt gelangen wolle. Der Fuhrmann aber treibt die Pferde so an, daß sie die Hufeisen verlieren und die Achse des Wagens bricht. Daher muß er unterwegs übernachten, während der Fußgänger gemächlich ans Ziel gelangt. Diese Erzählung stammt aus einem alten Büchlein, dem "Vademecum für lustige Leute". Dort ist nur von der Stadt die Rede, den Namen Basel hat Hebel eingefügt, weil "Stadt" und Basel für ihn und seine Leute dasselbe bedeutet. Weit mehr ins einzelne gehend ist der "Einträgliche Rätselhandel". Der Stoff dazu ist ebenfalls dem "Vademecum" entnommen. Dort aber ist die darin vorkommende Stadt Amsterdam. Der Hausfreund verwandelt sie in Basel. Elf Personen fahren von da aus in einem Schiff, "das



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mit allen Kommlichkeiten versehen war," den Rhein hinab. "Im Anfang und vom Wirtshaus zum Kopf weg war man sehr gesprächig". Der Gasthof "Zum Goldenen Kopf"stand an der Schifflände unmittelbar neben dem Gasthof zur Krone, welcher die Ecke der Kronengasse gegen die Schifflände bildete. Der Name "Kopf" hatte mit dem menschlichen Haupte nichts zu tun, trotzdem im Wirtsschild ein solcher zu sehen war, sondern hatte die Bedeutung von Humpen, Trinkgeschirr. Mit der Erwähnung des "Kopf" war aber der Oberländer Leser sofort richtig eingestellt und konnte die Schiffahrt mit erleben. Denn weitere bekannte Namen gleiten vorüber: als man an Hüningen und der Schusterinsel vorbei war, an Markt, am Isteinerklotz und St. Veit, da begann man sich zu langweilen. Der Jude, "der nach Schalampi wollte", fing seinen Rätselhandel an, und da man eben von Basel weggefahren war, wird dabei auch der Name der Stadt genannt: "Wie kann man zur Sommerzeit im Schatten von Bern nach Basel reiten?" Und "Wenn einer im Winter von Basel nach Bern reitet und hat die Handschuhe vergessen, wie muß er's angreifen, daß es ihn nicht an die Hände friert?"

Diese Geschichte hat noch ein schweizerisches Nachspiel. In "Drei Worte" taucht der nämliche Jude in Endingen wieder auf. Dieser Ort liegt im Kanton Aargau; in Oberendingen durften die Juden sich seit dem 17. Jahrhundert Bürgerrecht erwerben und frei ihren Glauben ausüben. Es ist also wiederum für den Leser sehr glaubhaft, daß der Jude dort noch einmal durch ein schlau gestelltes Rätsel einen Gersauer übers



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Ohr haut und ihn zu dem Zweck anredet: "Seid Ihr nicht einer von den graußmütigen Herren, daß ich hab die Gnad gehabt, mit ihnen von Basel nach Schalampi zu fahren auf dem Wasser?" Hebel kann scheinbar nebensächliche Züge eben verwerten, weil er die Verhältnisse in Basel und der Schweiz genau kennt, und es macht ihm fühlbar ein Vergnügen, sie einzuflechten. Dies zeigt auch die Geschichte der "Guten Mutter". Dort fährt die brave Schweizerfrau, die treuherzig und redselig ist, "wie alle Gemüter, die Teilnahme und Hoffnung bedürfen, und die Schweizer ohnedem", "auf dem Postwagen zum St. Johannistor in Basel heraus und an den Rebhäuslein vorbei in den Sundgau". Es genügt dem Dichter nicht, die Frau einfach zum Tor hinausfahren zu lassen, das Charakteristisch der Straße muß dem Leser durch eine einfache Erwähnung der Rebhäuslein in Erinnerung gerufen werden. Wie typisch aber diese Häuslein waren, zeigen die Briefe des schon genannten Küttner, der schreibt: "Rings um die Stadt gibt es etliche hundert kleine, in einem schlechten Geschmack gebaute Häuschen, die man Gartenhäuschen nennt, an manchen Seiten bilden sie ganze Gassen Sie gehören meistenteils Handwerkern und den mittleren Klassen der Bürgerschaft, die oft, besonders an den Sonntagen, mit ihren Familien oder guten Freunden ein paar Stunden zubringen und ein sogenanntes Abendessen (Gouté) halten, wobei gewöhnlich wacker gegessen und getrunken wird. Mehrenteils stößt an diese Häuschen eine kleine Wiese oder gewöhnlich ein kleiner Weinberg, der in der Zeit der Weinlese zu besonderen Festen und Schmausen Anlaß gibt."


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Noch einmal zeigt "Teures Späßchen" die Freude an wirklich vorhandenen Einzelheiten. Die Erzählung spielt ganz in Basel, und wie im "Geisterbesuch auf dem Feldberg" wird auf den Reichtum der Stadt hingewiesen. Denn die Wirtin sagt zu dem unvorsichtigen Gast: "In Basel kann man für Geld alles haben." Sie bringt dann einen Teller "voll zarter Cucümmerlein aus dem markgräfischen Garten, aus dem Treibhaus", und der Gast muß dafür "Zehen Batzen, fünf Rappen Basler Währung" bezahlen.

Als ein Stück Heimat, das man genau kennt, steht unsere Stadt im Kalender, jenseits Basels geht's für den Leser ins Unbekannte, wenn schon die Schweiz noch im Blickbereich steht. Will man aber in die Ferne, so fängt diese bei der Stadt an. In den "Weltbegebenheiten 1809" heißt es: "Wenn man von Basel aus durch die ganze Schweiz reist bis nach Genf, so kommt man nach Frankreich. Wenn man durch ganz Frankreich die Reise fortsetzt, so kommt man nach Spanien. Wenn man weiters durch ganz Spanien reist bis an das andere End, so kommt man nach Portugal." Dort will aber Hebel zur Besprechung der Begebenheiten seine Leute haben, und man spürt, wie dunkel es hinter Basel wird. Aber am Rhein ist das Gebiet des Hausfreundes. Im Vorwort zum Kalender 1809 spricht "Der Rheinländische Hausfreund mit seinen Landsleuten und Lesern und wünscht ihnen das neue Jahr". Unter anderem sagt er: "Der Rheinländische Hausfreund geht fleißig den Rheinstrom auf und ab, schaut zu manchem Fenster hinein, man sieht ihn nicht; sitzt in manchem Wirtshaus, und man kennt ihn



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nicht; geht mit manchem braven Mann einen Sabbaterweg oder zwei, wie es trifft, und läßt nicht merken, daß er's ist. Zum Exempel, er hat's wohl mit angehört und ist dabei gestanden im letzten Herbst, als die Schwäbin, so ohne Beine auf einem Rößlein in der Welt herum reitet, herwärts der Schorenbruck, zwischen Basel und Haltingen an der Straße saß und prophezeite emer braven Markgräflerin, die von Basel kam und bei ihr stand, viel dummes Zeug, was der Komet bedeute."

Wie die Kalendergeschichten den Leser in alle Länder führen, bald mit dem Handwerksburschan von Duttlingen nach Amsterdam oder beinahe mit dem schlauen Pilgrim auf dem Fußweg über Mauchen, der die Strecke um eine Viertelstunde abkürzt, nach Jerusalem, so bringen sie ihn auch in die Schweiz hinein. In Witlisbach im Kanton Bern schläft "Der Vorsichtige Träumer" im Bett mit den Pantoffeln an den Füßen. Die Lebensgeschichte des "Jakob Humbel" von Boneschwil im Schweizerkanton Aargau spielt im Aargau, Emmental und Waadt, und die "Seltene Liebe" am Vierwaldstättersee. Hebel hat sich die Begebenheit auf seiner Schweizerreise 1805 von Augenzeugen erzählen lassen. Die "Seltsame Ehescheidung" vollzog "ein junger Schweizer aus Ballstall", indem er beim Grenzstein zwischen Spanien und Frankreich einen tüchtigen Stecken abschnitt und damit seinem bösen spanischen Weibe "ein langes Kapitel aus dem Ballstaller Ehe- und Männerrecht" vorlas. Der Zundelfrieder kommt einmal nach Rheinfelden und feuert in "Der Lehrjunge" den Ratsdiener durch einen "Seinen Thaler" an, einem armen, jungen Sünder die Schläge tüchtig zu salzen.



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Gutmütig aber, wie er ist, nimmt er auf dem Weg nach Degerfelden den so bearbeiteten Menschen als Lehrling auf. Für diejenigen Kalenderleser, die sich etwa unter der Schweiz ein ausschließlich glückliches Land vorgestellt haben, berichtet Hebel im Kalender 1810 "Schreckliche Unglücksfälle in der Schweiz", welche nicht nur "herdenreiche Alpen, Käse, Butter und Freiheiten hat", sondern "auch Lawinen". Es ist dabei rührend, wie der Dichter die Verunglückten als gute, fromme Leute schildert (er nannte die Schweizer ja schon in der "guten Mutter" treuherzig und redselig). In Sturnen im Kanton Uri läßt er den Vater zur Frau und zu den drei Kindern sagen im Augenblick, ehe er mit seiner Familie durch eine Lawine weggefegt wird: "Wir wollen doch auch noch ein Gebet verrichten für die armen Leute, die in dieser Nacht in Gefahr sind." In Pilzeig, ebenfalls im Kanton Uri, sagt eine Mutter beim Donnern der Lawinen: "Kinder, hier ist keine Rettung möglich, wir wollen beten und uns dem Willen Gottes überlassen." Hebel nahm diese Züge aus Zeitungsberichten in seine Darstellung herüber. Doch zeigt er, daß er sie verwendete, um menschliches Mitgefühl zu wecken, indem er bei der Berechnung des Schadens beifügt: "Das Leben eines Vaters oder einer Mutter oder frommen Gemahls oder Kindes ist nicht mit Gold zu schätzen." Daß er auch von der Schweiz in seinen Besprechungen der Kriegsereignisse während der napoleonischen Zeit redet und die Alliierten 1813 "über den Rhein in die Schweizer Neutralität hinein rücken" läßt, ist selbstverständlich. Hübsch genug aber drückt er sich aus im "Zustand von Europa im August 1810".


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"Während der furchtbaren Kriegsstürme um und um stand die Schweizer Eidgenossenschaft ruhig und fest wie ihre Berge, und es ist ihr kein Verdruß, daß man nicht viel davon zu erzählen hat." Der Name Basels und der Schweiz taucht schließlich noch einmal auf in der "Fortgesetzten Erklärung der Zeittafel", wo Hebel sich als echten Alemannen fühlt und unsere Vorfahren nach Schaffhausen "an den Rheinfall in die Kirche gehen läßt" oder in die dichtesten Wälder auf dem Belchen. "Denn sie beteten unsichtbare Götter an, wenn nicht Sonne oder Mond oder den Rhein". Und ihre Macht reichte einmal von "Basel bis nach Mainz" und später war "Von Mainz und Köln bis weit in die Schweiz hinauf bis nach Tirol und Bayern hinein alles unser". Mit diesem Wort nennt Hebel den Urgrund des Zusammengehörigkeitsgefühls, das ihn unsere Stadt in seine dichterischen Welten einbeziehen läßt als einen selbstverständlichen Teil des Ganzen. In diesem Sinne ist ihm auch in Basel ein Denkmal gesetzt worden, das andeuten soll, wie sehr er in seiner Geburtsstadt verstanden wird.

Bis zum Jahre 1815 dauerte die Periode der Kalendererzählungen. Da wurde sie jäh abgebrochen. Im Hausfreund 1815 nämlich, der in einer Auflage von Vierzigtausend Exemplaren gedruckt war, fand sich die Geschichte "Der fromme Rat". Darin sah die katholische Geistlichkeit eine Verunglimpfung ihrer religiösen Gefühle, die dem Dichter gänzlich fern lag. Der Verkauf wurde verboten, und die Erzählung musste herausgenommen werden. Das hat Hebel verstimmt. "In Zukunft schreib ihn, wer will," äußerte er sich Haufe gegenüber. Und



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er blieb bei seinem Entschluß. Nur 1818 ergriff er in "Eine Gerechtigkeit" das Wort, um seinen alten Schulmeister von Hausen, Andreas Grether, in Schutz zu nehmen gegen Verunglimpfungen durch eine Kalendergeschichte von 1817, in der Grether als bösartiger Tyrann dargestellt war. 1819 erschien jedoch der Kalender nochmals mit Erzählungen Hebels. Das kam daher: Der Dichter Justinus Kerner hatte auf Wunsch seines Bruders Karl, der württembergischer Minister des Innern war, versucht, den "Hausfreund" zur Mitarbeit an einem württembergischen Volkskalender zu gewinnen. Hebel aber trug Bedenken; es sei schwer, "Nationalschriftsteller für ein Volk zu sein, das man nicht als das seinige und so gut als das seinige kennt". Schließlich sandte er doch eine größere Anzahl von Geschichten an Kerner. Da aber dieser württembergische Volkskalender nicht zustande kam, wurden die Hebelschen Erzählungen für den Rheinischen Hausfreund 1819 verwendet.

Das Unternehmen Hebels, einen vollgültigen und konkurrenzfähigen Kalender zu schaffen, war glänzend geglückt. Schon 1809 hatte ihm Cotta den Vorschlag gemacht, alle Erzählungen in einem Buche zu sammeln, und 1811 konnte das "Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes" erscheinen, das mit einigen Veränderungen und wenigen Auslassungen alle Beiträge Hebels von 1803 —1811 vereinigte.

Wiederum war eine dichterische Welt abgeschlossen. Eine reiche Tätigkeit in seinem Berufe nahm Hebel gänzlich in Anspruch. Und diese Arbeit schlug über dem Dichter zusammen.



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Ausklang.



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Im Frühjahr 1811 schrieb Hebel an Hitzig:

"Den ganzen Tag auf dem Catheder sitzen, ist ein Feiertagsleben, ein Ostermontags-Späßlein, nach dem ich mich zurücksehne. [Er war damals Direktor des Gymnasiums.] Aber daß ich über den heillosen Mechanismus des ganzen wachen muß, daß sich mein Museum, meine Proteuskapelle in eine Canzleistube verwandelt hat, wo ich den ganzen Tag Berichte schreiben, Buch und Rechnung führen, Red und Anworten geben, Akten durchgehen, Süddeutsche Miscellen censiren, statt daran zu arbeiten, examiniren, castigiren, Zeugnisse fertigen, mit allen Vätern aller Kinder des Lyceums correspondieren muß, das lehrt mich den Sinn des Wortes verstehen: "Ich sterbe täglich"... es sind mir fast alle Freuden aus dem Geschäft entflohen und viele sogar aus dem Leben, und so freut mich nur noch der Dank, der mir für mein Märtyr und Martertum wird in der Achtung und dem Wohlwollen des Publikums. Also gute Nacht zweiter Teil der a. Gedichte." Hebel stand doch mitten in der Kalenderzeit und konnte im Blick auf die Gedichte "in gewissen Momenten inwendig in mir unbändig stolz werden und mich bis zur Trunkenheit glücklich fühlen, daß es mir gelungen ist, unsere sonst so verachtete und lächerlich gemachte Sprache classisch zu machen und ihr eine solche Celebrität zu



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erringen. Sie wird auf den ersten Theatern, in Wien, München, Carlsruhe in den Deklamatorien mit Beyfall gehört und wandert mit Mad. Hendel nach Bremen, Hamburg und Petersburg". Aber die Worte Hebels an seinen Freund sind Notschreie des Dichters, der in den Gang des Alltags eingezwängt ist. Seine Tüchtigkeit trug ihn allerdings von Stufe zu Stufe bis zur höchsten Würde: Er wurde 1819 Prälat der evangelischen Kirche, er erhielt die höchsten badischen Orden und wurde 1821 zum Ehrendoktor der Universität Heidelberg ernannt wegen seiner erfolgreichen Bemühungen um die Vereinigung der lutherischen und reformierten Kirche zur evangelisch-protestantischen Kirche in Baden. Dieses Steigen jedoch konnte nur geschehen auf Kosten des Dichters, und es ist vielleicht doch mehr als ein geistreicher Spaß gewesen, daß schon 1805 ein Herr von Liebenstein in Karlsruhe auf die Frage nach Hebels Befinden erwiderte: "Der Kirchenrat hat den Hebel totgeschlagen." Trotzdem konnte der Dichter im Alter noch eine Arbeit vollenden, die gerade ihm am besten liegen mußte. Er schrieb die "Biblischen Geschichten". Schon 1808 hatte er sie begonnen, aber erst zehn Jahre später griff er sie wieder auf, 1824 erschienen sie bei Cotta. Zum Gelingen trug Hebels religiöse Anschauung wesentlich bei. Er kannte keine Intoleranz und hielt sich allen dogmatischen Streitigkeiten fern; denn eine natürliche Frömmigkeit lag in seinem innersten Wesen, und so konnte er Meinungen anderer ruhig bestehen lassen. Über Jung Stilling z. B. schreibt er an Hitzig, der ihm das Gutachten des Basler Antistes Emanuel Merian aus dem Prozeß gegen Jungs "Theorie der


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Geisterkunde" gesandt hatte: "Für das baslerische Gutachten (nach dem Faktum) meinen Dank. Es macht dem alten Antistes Ehre. Dir wird es ein Tröpfchen Balsam gewesen sein auf das Haupt. Ich gestehe, daß ich von der schwarzen Frau im Jung nie viel mehr gefürchtet habe, als von der weißen im Schloß." Er sei mit Jung absolut nicht einverstanden. "Aber geehrt sei er für den Heldenmuth, der lieber gegeißelt und verspottet und mit Fäusten geschlagen und gekreuzigt werden will, eh' er der Wahrheit (sei es auch nur der seinigen) untreu werden kann." Im nämlichen Brief entwickelt Hebel eigene polytheistische Anschauungen und fügt bei im Hinblick auf die Intoleranz unserer Stadt: "Verrate mich dem Stand Basel nicht, wie wohl ich nicht neben Stilling zu stehen hoffe." Als er 1824 seinen Freunden in Straßburg für die freundliche Aufnahme der "Biblischen Geschichten" dankte, mußte er sogar seiner eigenen, frommen Mutter gegenüber eine Einschränkung machen. Er schrieb: "Nach keiner Richtung hin hat mein Ohr nach einem Zeugnis über die biblischen Geschichten mehr und sorglicher gelauscht als über die Rheinbrücke, und fast möchte ich sagen, wenn Sie ein Verdienstliches daran finden, daß ich das Verdienst Ihnen verdanke. Denn immer, wenn ich schrieb, habe ich mir meinen alten Schulmeister Andreas Grether in Hausen und mich und meine Mitschüler unter dem Schatten seines Stabes, oder ich habe mir eine Repräsentantin aller Mütter unter ihren Kindern und immer die nemliche gedacht und uns, mich als Schulbüblein mitgerechnet, um unser Urtheil gefragt. An die eigene Mutter durfte ich nie denken, Hübner war zu sehr ihr unerreichtes


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Höchstes." Denn Hübners "Biblische Historien und Fragen", ein damals weitverbreitetes Buch, schienen ihm zu frömmelnd. So konnte er dem biblischen Stoffe frei gegenübertreten, lange Erfahrung als Volksschriftsteller stand ihm zu Gebote, und als Dichter ging er ans Werk. "Ich fange," meint er im Brief an Haufe 1818, "wie ich sehe, ganz heilig und catholisch an und bin es auch. Denn ich schreibe wirklich eine heilige Geschichte für die Kinder... und lebe am Berg Tabor, unter den Palmen von Jericho, am Brunnen Jacobo, am heiligen Grab... Es ist mir jede Stunde der freien Zeit und frommen Geistesstimmung dazu theuer, absonderlich die heilige Zeit; wenn die Festglocken läuten und nachklingen und die Spätzlein ans Fenster kommen."

Da entstanden denn die biblischen Geschichten als Ausklang einer dichterischen Tätigkeit und gewissermaßen als Rückkehr in die Jugendzeit, die so bestimmend auf das ganze Leben eingewirkt und immer mit verklärtem Schein über aller Mühe und Arbeit gestanden hatte. Denn es sind Oberländer Kinder; denen Hebel erzählt. Wie ein Nachtönen der alemannischen Gedichte ist es, wenn er in der Schöpfungsgeschichte sagt: "Es flogen Vögel in der Luft herum und kamen immer mehr und setzten sich auf die Zweige der Bäume... Der Falter flatterte um die schönen Blumen. Das Lamm hüpfte und weidete auf den Auen." "Adam schaute mit kindlicher Freude in die schöne, neue Schöpfung hinein. Gott führte ihm die Tiere zu, und er gab ihnen Namen und freute sich mit ihnen, aber er konnte nicht mit ihnen reden. Sie verstanden ihn nicht, und als er alle gesehen



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hatte, seufzte er, daß er doch allein sei" Oder: "In welchem Palast oder Kirchlein wird der Sohn der Maria geboren werden? Wer wird ihm von Cedernholz die Wiege verfertigen und mit goldenem Blumenwerk schmücken?" In Oberländer Sprache redet er, wenn er sagt, daß die Philister die Leichname Sauls und seines Sohnes nahmen und "henkten sie außenwendig an eine ihrer Stadtmauern", oder daß Joas, der Königssohn, "sozusagen bei dem lieben Gott in Kost und Pflege" war, und daß Samuel "gleichsam geistlich studiert" hat. Hebel füllte die Lücken der biblischen Begebenheiten durch Einzelheiten aus dem täglichen Leben und machte so die Vorgänge handgreiflich. Doch nicht nur für Kinder gedachte er zu schreiben. Als Gustave Fecht die biblischen Geschichten, die ihr der Dichter gesandt hatte "für ein frommes Patenkind oder lieber für ein recht böses, wenn sie mit solchen versehen sind, damit es daraus lerne fromm werden und ihnen Freude machen", auch an Erwachsene verschenkte, da dankte er ihr dafür: "Sie haben die biblischen Geschichten recht gut ausgeteilt, es war immer mein Wunsch und mein Bestreben, daß sie auch für Erwachsene gut seien und den Kindern nicht nur in der Schule, sondern auch so lange sie leben, wert bleiben möge. Ihre Austeilung an Herrn Stephan [den Pfarrknecht] usw. gibt mir das Zeugnis, daß ich nach Ihrem Urteil meinen Wunsch nicht verfehlt habe."

Die biblischen Geschichten waren ein letzter Gruß an die Heimat. Das Wiesental war durch den Tod zahlreicher Freunde und Bekannter immer weiter von ihm weggeglitten. 1812 hatte er es zum letztenmal gesehen. Aber es blieb für ihn das Paradies



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"voll Schmelen und Chettenblumen, lustigen Bächlein und Sommervögel, wo es immer duftet, wie aus einem unsichtbaren Tempel heraus, und immer tönt, wie letzte Klänge ausgelüttener Festtagsglocken mit beginnenden Praeludien mengeliert und verschmolzen, und wo jeder Vogel oberländisch pfeift, und jeder, selbst der schlechteste Spatz, ein Pfarrer und heiliger Evangelist ist, und jeder Sommervogel ein gemutztes Chorbüblein, und das Weihwasser träufelt unaufhörlich und glitzert an jedem Halm". Und so, wie sich das Oberland immer mehr in seinem Geiste verklärte, trat ihm auch Basel immer näher. In seinen Briefen wandelt sich die Stadt um zur Heimat. Früher war sie für ihn in den Briefen an Hitzig und Gustave einfach "die Stadt" wie in den Gedichten, der natürliche Verkehrsmittelpunkt, wo man einkauft, was eben draußen im Lande nicht zu haben ist. 1792 malt er sich aus, wie sich die Jungfer Gustave überlegt, ob sie "auf der Baseler Messe auch so einen schönen Hut kaufen soll wie die Frau Speziälin einen von Carlsruhe mitgebracht hat". Oder er begleitet sie in Gedanken, "nota bene Sie voraus und ich hinten nach, wenn Sie nach Basel kommen, und trage Ihnen, was Sie einkaufen, zur Jungfer Dienastin [Barbara Dienast an der Schwanengasse] oder bis nach Weil, wenn Sie wollen". Dann wieder erwähnt er Basel, um Gustave die Lage von Bingen klar zu machen: "Bingen liegt wie Basel, nur näher und kleiner, die Nahe ist die Wiese, der Rhein ist der Rhein, da und dort unten am Berg liegt Rüdesheim wie Weil und Tüllingen." Als im Herbst 1796 bei Hüningen die Schiffsbrücke geschlagen wurde, meinte er: "Daß eine Brücke gebaut


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wird, wird vielen Leuten nicht unangenehm sein. Ich hab mich immer über den Umweg über Basel geärgert." Die Verstimmung über die Stadt wegen der Ablehnung der alemannischen Gedichte ist bereits erwähnt worden. Aber doch muß für Hebel der Aufenthalt in Basel einen besonderen Reiz behalten haben. Als er 1805 Straßburg besuchte, schrieb er: "Ich wähnte, wenn ich allein und in Gedanken war, immer in Basel zu sein." Und als ihm einst ein Kätzlein zulief, versprach er ihm: "Wenn du säuberlich bist und nicht viel schreist und schön wirst, so darfst du einmal mit ins Oberland, nach Weil und nach Basel zum Herrn Geymüller am Schlüsselberg." Andreas Geymüller war Stubenverwalter der Schlüsselzunft. Hinweise auf Persönlichkeiten in Basel machte der Dichter auch im Brief an Gyßer:

"Der Heer Erasmus selig, wo au e Rung z'Basel gsi isch, het emol gseit: e Spazierfahrt uff'm Land seig am lieblichste, wemmen au Wasser vor den Auge seh; und uff'm Wasser; wennme 's Land in der Nöchi heig, und so seigs uns au mit der Brosa und mit de Rime... Allmig in der Schuel denk i au so Narreposse, wenn d'Heere meine, i seig gar grüseli flißig bi mine Schülere. Mini gnädige Heere im chleine Roth selig z'Basel henn allmig au gmeint, der Rothschriber Iseli schrib gar sölli flötig am Brotokoll. Nei bi Gott, an sine Ephemeride der Menschheit het er gschribe, und het d'Here lo schwätze."

Der in seiner Zeit wohlbekannte Professor Werner Lachenal in Basel, der Neue Vorstadt 270 im Doktorengarten wohnte, wird in einer poetischen Epistel an Zenoides erwähnt. Es handelt sich darum, ob Zenoides nach Tüllingen versetzt werden könne.



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Hebel belustigt sich über die lange Nase des Pfarrers Friesenegger in Brombach und malt sich aus, was diese täte, wenn Friesenegger nach Tüllingen "auf die Vorpostwache" käme:

Seine lange Nase hätte Herrn Lachenal über den Rhein durch eine zerklitterte Scheibe hinein weg von des Tabaks Vase den schweren, bleiernen Deckel gelupft Und 's letzte Stäublein heraus geschnupft. Mit allgegenwärtiger Nase hätt er das Birsthal hinauf im Grase die Veilchen und Primeln aufgeschürft, ihres jungen, blühenden Lebens balsamischen Athem weggeschlürft.

Wie man in der Fremde die Spezialitäten der Heimat anpreist und einführt, so bestellte Hebel 1807 Leckerli bei Gustave Fecht. Er bittet "um ein Pfund kleiner Basler Lebkuchen von guter Sorte nebst Rechnung dafür". "Es ist eine Bestellung. Vielleicht verlangt man nicht so viel. Aber wer steht mir dafür, daß ich nicht die halben fresse, ehe ich die übrigen abgebe."

Sein Basel hielt Hebel eben immer hoch. Als ihn Jakob Grimm 1814 besuchte, gab er ihm Empfehlungen nach Basel mit. Grimm wohnte dann bei seinem hiesigen Aufenthalt in der St. Johannvorstadt Nr. 30 bei der Familie Ryhiner-Iselin. Sowie aber Hebel schweizerische Sprache vernahm, war's ihm, er müsse sich heranmachen. Er war auf dem Tobel, einem hohen Berg hinter Frauenalb mit einem württembergischen Pfarrdorf.



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Kaum war er eine Stunde oben, erblickte er einen feinen Herrn mit einem Glas am Auge und hinter ihm eine feine Dame. Franz, was hesch güggelet?" fragte sie. "Numine do no der Amsle hani gluegt," anwortete der Herr. Obgleich der Vogel eine Wachtel war, dachte Hebel: "Landsleute seid ihr nicht, aber Schweizer gewiß und nahezu Berner." Er trat hinzu, und der Fremde war ein Herr von Steiger, Neffe des Schultheißen von Bern, und der Dichter unterhielt sich sehr angenehm mit ihm.

Je älter Hebel wurde, desto mehr machte er sich mit dem Gedanken vertraut, den Rest seiner Tage in einer Stadt zu verbringen. Er dachte sich darunter etwa Straßburg, Mannheim, namentlich jedoch Basel und lachte lange über seine Freunde, wenn sie meinten, er könne sich nimmer an das Leben auf dem Lande gewöhnen. Aber mit der Zeit kam's ihm selber so vor. Darum stand Basel in ganz neuer Beleuchtung wieder vor ihm. Er sehnte sich danach und redete von der Stadt, wo er nur konnte. Schon 1806, als Oberst Kolb von Basel in Karlsruhe weilte, berichtete der Dichter: "Letzterer ist mir ein gar lieber Mann. Wie oft sprechen wir von Basel, von der alten und neuen Zeit, von Weil und vom Wiesenthal."

Die beiden Männer hatten viel "von der alten Zeit" zu reden. Denn "anno sechsenünzgi, wo der Franzos so uding gschosse het", als nämlich die Franzosen unter Moreau sich vor den österreichischen Truppen durch den Schwarzwald an den Rhein zurückziehen mußten, befand sich Hebel gerade in Lörrach und floh mit vielen Wiesentälern nach Riehen. Damals war Kolb, ein Bruder der Frau Miville-Kolb, Kommandant der



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baslerischen Vorposten, welche die Grenze besetzt hielten. Einige Monate später war dann der Oberst von den Franzosen beschuldigt worden, die Österreicher beim Angriff auf Hüningen insgeheim unterstützt zu haben, und ward in einen bösen Prozeß verwickelt. Da gab es jedenfalls viel zu berichten, und Hebel konnte manches aus Basel erfahren, was er noch nicht wußte. Der Wunsch aber, im Oberland zu sein, wurde immer stärker:

"O Zenoides und Taube sein könnt ich nur immer bey euch seyn, wenn die Frühlingslüftlein wehen, alte Freuden auferwecken aus den Gräbern, die sie decken, und mit neuen sie umwinden auf dem Platz mit Duft und Linden, Öchslein bei der Wiese kaufen, eines Gangs nach Basel laufen, Schöpplein trinken, Pfeiflein rauchen und ins Land des [Proteus] tauchen.

Fast wäre so etwas Wirklichkeit geworden, es fehlte nur am Glück in der Lotterie, in welche Hebel nach eigenem Geständnis jedes Jahr setzte. Der Brief an Gustave Fecht vom 26. August 1812 spricht davon. "Wer dem Glück kein Handgeld gibt, bei dem nimmt's keine Dienste. Bekanntlich wird der Goldbrunnen im Röserental, Kanton Basel, Bezirk Liestal, 24 000 Franken wert, ausgespielt, das Los zu 6 Franken. Ein Los habe ich schon, aber ich möchte auch gerne eins mit Ihnen haben in die Hälfte und lieber das Gut gemeinschaftlich gewinnen als allein. Also wollen wir miteinander dupfen, wenn's Ihnen recht



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ist, nicht wahr? Und Sie kaufen das Los droben auf beiderseitige Rechnung, die J[ungfer] G[ustave] soll das Los ziehen, und die Frau Vögtin soll beten, und der Herr Vogt soll's besieben mit Sympathie. Oder ich will auch nur 1/3 oder 1/4 daran nehmen, wie Sie wollen. Sell isch mer ei tue! Wir setzen alsdann ein[en Lehensmann]drauf und gehen im Sommer aufs Land und auf unsere Güter, sind wie die gnädigen Herren, wie der Landvogt Fäsch und der Herr Gemuseus oder der Herr Kandidat vor dem Riehemer Tor. Es läßt sich nicht spassen — Handumkehr wird's eben doch so sein und nicht anders." Es wurde allerdings doch anders. Aber das Heimweh nach Basel blieb. Es bricht hervor, je näher der Gedanke an die Altersruhe kam. Da schreibt er am 30. Oktober 1823: "Wenn nur das große Los käme, daß ich mir in Hausen ein Häuslein neben dem Jobelli Friderli bauen und alle Wochen einmal mit meinen Schimmeln, die ich aber noch nicht habe, nach Weil fahren könnte. Im Winter wohnte ich in Basel an dem Sanhans [?], damit ich immer hinüber schauen könnte, und käme alle Tage wie der alte Knab im Schaf. Solche Exemplare sollten nicht ausgehen." Und noch einmal sonnt er sich im Gedanken, in Basel zu sein, am 18. Dezember 1824. "In noch 5 Jahren bin ich 70. Alsdann bitte ich um einen Ruhegehalt und komme heim. Ich bin bekanntlich in Basel daheim, vor dem Sandehansemer Schwiebogen das zweite Haus. Selbiges Häuslein kaufe ich alsdann um ein paar Gulden — aber ich bin kein Burger, also miete ich es und gehe alle Morgen, wie es alten Leuten geziemt; in die Kirchen, in die Betstunden


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und schreibe fromme Büchlein, Traktätlein, und nachmittags nach Weil wie der alte Stickelberger im Schaf."

So wurde Basel in Hebels Gedankenwelt die Heimat.

Es ist dabei nicht ohne Bedeutung, zu wissen, wer die Persönlichkeiten sind, die sich der Dichter zum Vorbild einer behäbigen Altersruhe auswählte. Der "Landvogt Fäsch" war Lukas Fäsch, 1772 bis 1792 Landvogt zu Riehen. Er wohnte aber nur während des Sommers im dortigen Landvogteihaus. im Winter zog er sich in sein Haus beim Klingental in Kleinbasel zurück. Der "Herr Gemuseus" mag wohl Hieronymus Gemuseus, der Präsident des Stadtrates gewesen sein. Das Gemuseussche Gut lag an der Hiltalingerstraße, es ist der jetzige Clavelsche Besitz. Der "Kandidat vor dem Riehemer Tor" war der nachmalige Pfarrer zu St. Martin, Theodor Falkeisen. Sein Gut lag unmittelbar vor dem Riehentor; das jetzt noch stehende Wettsteinhäuschen war nebst einem großen, viereckigen Wasserbassin seine besondere Zierde. Falkeisen lud in der schönen Jahreszeit wöchentlich die gesamte Basler Geistlichkeit zu sich in den Garten, um den Genuß des Besitzes mit seinen Amtsbrüdern zu teilen.

Der "alte Knab im Schaf" aber war der wohlhabende Küfer und Besitzer des Ramsach, Johann Rudolf Stickelberger, ein weit über die Stadtgrenze bekanntes Original. Er wohnte in dem stattlichen Haus zum Schaf an der Rebgasse und unternahm jahraus, jahrein jeden Nachmittag präzis ein Uhr eine Wanderung nach Weil, um dort ein Schöpplein Markgräfler zu trinken. Er war es auch, der sich, ohne spaßhaft zu meinen, durch den Maler



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Neustück ein Doppelbildnis seines Leichenbegängnisses malen ließ. Links war das Begräbnis dargestellt, rechts aber der Grabhügel, auf dem die Erben einen Ringelreigen tanzten. Weil Stickelberger als Mann, der alles genau nahm, streng darauf hielt, daß alle Bildnisse bis ins einzelne wohlgetroffen waren, so war's jedesmal ein frohes Ereignis, wenn im Hause eines Anverwandten der Maler vorsprach, um für den Tanz ein Porträt aufzunehmen. Man war dann sicher, von Stickelberger im Testament bedacht worden zu sein.

So wie dieser Mann wollte Hebel in geruhsamer Pünktlichkeit seinen Gang tun ins Wiesental und zurück.

Aber er erreichte das 70. Jahr nicht. Seine Arbeit wurde ihm immer drückender, obschon er langsam entlastet wurde. Er meinte dennoch 1823: "Mit mir geht es immer im alten fort. Nämlich daß es eben nimmer ist wie allmig, wo ich mit leichtem Fuß vom Belchen herabsprang und in Wisleth beim Bläsi Schaffner ein Schöpplein trank. Zwar mit dem Schöpplein trinken geht es noch..., aber das springen habe ich verlernt." Er wurde müde. "Manchmal hätte man es doch gern ein wenig anderst z. B. daß sich nicht erst mit dem zunehmenden Alter die Geschäfte, die Sorgen und die bösen Launen mehren sollten. Mir widerfahren diese Zulagen zu den Jahren reichlich." Er begann sich einsam zu fühlen. "Es ist kein Trost dabei, lange zu leben. Man wandelt gleichsam auf einem Gottesacker." Wie eine Auffrischung wirkte es auf ihn, als er im letzten Lebensjahr den Sohn seiner Straßburger Freunde, Oswald Haufe, zu sich nahm, um ihn "spartanisch zu erziehen". Das Ziel erreichte er



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er nicht. Als er im September 1826 zur Schulprüfung nach Mannheim reiste, fühlte er sich krank. Noch konnte er die Huldigungen entgegennehmen, die ihm die Schüler des dortigen Lyceums auf einer Rheinfahrt darbrachten. Doch es kam ihm vor, als ob er auf dem Styx führe und die Fußgänger am Ufer Schatten wären, die einsteigen wollten, aber von Charon nicht zugelassen würden. Heidelberg, den nächsten Prüfungsort, sah er nicht mehr. In Schwetzingen mußte er sich im Hause des Garteninspektors Johann Michael Zeyher krank niederlegen. 22. September 1826 starb er dort, und es ist eine seltsame Fügung, daß die "Stadt" mit allen Erinnerungen bei seinem Sterbenslager auftauchte. Zeyher nämlich war viele Jahre in Basel gewesen. Er stand 1792 als Gärtner im Kirschgarten an der St. Elisabethenstraße in Diensten, dann wurde er botanischer Gärtner und Hofgärtner im markgräfischen Hof. Viele schöne Anlagen in Basel und in der Schweiz stammten von ihm. 1794 verheiratete er sich mit Magdalena Petersen, der Tochter des Basler Stadtgärtners Nicolaus Petersen. Freude an der Botanik und gemeinsame Basler Erlebnisse haben Zeyher und Hebel verbunden, und der Garteninspektor hat nachher dem Dichter den Grabstein setzen lassen und seine letzte Ruhestätte gepflegt.


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So begleitete Basel Johann Peter Hebel das ganze Leben hindurch. Die Eindrücke der Kinder- und Jünglingsjahre erloschen nicht und wirkten schöpferisch mit bei allem, was der Dichter tat und schrieb. Die eigenartige Fähigkeit der alten Stadtkulter, Fremdes anzuziehen und sich anzugleichen, zeigt sich deutlich. Ist es nicht, als ob von einem Basler gesprochen würde, wenn Frau Sophie Haufe in ihren Erinnerungen erzählt, Trommeln und Pfeifen sei Hebels Lieblingsmusik gewesen, oder wenn sie zu berichten weiß: "Er streifte gern allein in der Stadt [Straßburg] und in den Gäßchen umher, in welchen er den nämlichen Geruch wie in Basel entdeckte und sich darüber freute?" Man denkt unwillkürlich an Dominik Müllers

Ich freue mich, Basel wieder zu sehen, den Spalenberg auf und abzugehen.

Auch der Zug, die Stadt und ihre Bewohner als zwei gesonderte Dinge zu betrachten, weckt den Vergleich mit Dominik Müller, der diese baslerische Eigentümlichkeit am ausgeprägtesten offenbart: er spottet über seine Mitbürger und fühlt sich mit der Stadt doch so innig verwachsen.

Hebel steht auch, wie der Basler überhaupt, unter dem tiefen Eindruck des Totentanzes, des Kreuzganges hinter dem



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Münster und damit auch unter dem eines kommenden Jenseits. Das ist nicht Frömmelei, es ist ein Stück der Weltanschauung, welche baslerische Geschichte und Umwelt unfehlbar mitteilen müssen. Der Rhein mit der Pfalz und dem Münster, der Geist, der in Gassen und Häusern daheim ist, sammelt mit starken Kräften alles in sich und führt, trotz zeitweiligem Widerstreben, das Innere über die Alltäglichkeit hinaus. Der Wirkung dieser Heimat konnte sich Hebel, der Nichtbasler, nicht entziehen, sie war mit ihm und gab ihm vieles.

Aber Basel empfing auch. Hundert Jahre sind seit Hebels Tod vergangen. Diese Zeit bedeutet für die Stadt ein immer engeres Verwachsen mit dem Dichter. Sie nahm ihn in sich auf, ihn, der nicht der Ihrige war. Daß es ein Hebeldenkmal, eine Hebelstraße, eine Hebelstiftung gibt, ist nur ein äußeres Zeichen dafür. So wie die Stadt in den alemannischen Gedichten der Maßstab für Reichtum und irdische Größe ist, so ist die Poesie Hebels für uns Maßstab der Dialektdichtung geworden. K. R. Hagenbach, Theodor Meyer-Merian, Jakob Probst, Emma Kron, Elisabeth Hetzel und andere bezeichnen die gewichtige Einwirkung auf baslerisches Empfinden. Sie alle bewegen sich ganz in Hebelschen Bahnen. Das aber genügt auf die Dauer nicht. Schon Jakob Burckhardt hat als erster dem Schweizerdeutsch lyrische Töne abgewonnen, die das gebildetste Ohr und den feinsten Geschmack ansprechen. Auch das Werk Dominik Müllers bedeutet einen Schritt in heimatliches Neuland, das Hebels Dichtung vorbereitet hat für die Zukunft. So gilt doch nur bedingt, was



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am Anfang gesagt wurde, in die Dichtungen Hebels sich vertiefen, bedeute einen Rückblick tun. Es bedeutet vielmehr für uns auch in die Gegenwart und weiter vorwärts sehen. Denn Hebel ist ein Anfang, er hat Quellen fließen machen, die Fruchtbarkeit wecken können. Und schon heißt es: Ein bedeutender Dichter müßte imstande sein, unserer Mundart starken, ernsten Vollklang zu entlocken. Aus dem Wiesental heraus tönt er bereits bei Hermann Burte. Was aber Hebel, den Wecker solcher Töne, immer hochhalten wird, ist die Feinheit und Zartheit, mit denen er Sprache und Seele klingen läßt.


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Anmerkungen.

Zum Bildnis: Das Original des beigegebenen Porträts ist eine mit weißer Kreide aufgehöhte Bleistiftzeichnung auf hellbraunem Papier in den Maßen von 40 Zentimeter Höhe zu 30 Zentimeter Breite. Der Künstler, der Karlsruher Hofmaler Fedor Iwanowitsch war von Geburt ein Kalmücke, der laut einer Notiz im Stuttgarter Morgenblatt vom 7. Oktober 1815, "vom Kaiser von Rußland der Markgräfin Amalie als Leibeigener geschenkt worden, hier natürlich der Freiheit und seinem Hange gemäß der Erziehung zum Zeichner und Maler genossen, als solcher in Italien und Deutschland sich einen recht hübschen Namen erworben hatte, halb deutsch, halb kalmückisch sich kleidete und die Unausgeglichenheiten seines Wesens durch reichlichen Genuß von Markgräfler auszugleichen suchte". Das Hebelbildnis hat er geschaffen für einen gemeinsamen Freund, den in Karlsruhe geborenen und dort einige Monate vor Hebel selber gestorbenen Architekten und "Baudirektor" Joh. Jak. Friedr. Weinbrenner. In Weinbrenners Familie erbte sich das Bildnis weiter und wurde auch durch die Stürme der badischen Revolution durchgerettet, bis dann im Jahre 1921 mit Unterstützung des Quodlibets, der Öffentlichen Bibliothek und einiger Hebelfreunde vom Basler Freiwilligen



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Museumsverein angekauft wurde und jetzt das Katalogzimmer der Basler Öffentlichen Bibliothek schmückt.

(Freundl. Mitteilung von Herrn Dr. W. Alwegg.)

Z 'Basel an mym Rhy.

Zu Seite 9/10: Lörrach, Schopfheim, Hausen, Weil] C. W. F. L. Stocker, Schematismus der evangelischprotestantischen Kirche im Großherzogtum Baden.

Hauingen] C. Mennicke, Aus der Geschichte von Hauingen, im "Evangelischen Kirchenboten für Brombach und Hauingen". Nr. 3/4 März/April 1925.

Johann Jakob Iselin, der Güterfuhrmann] Akten der Herrschaft Rötteln. Ausl. — Basel. Bausachen fasc. 1345. Generallandesarchiv Karlsruhe.

Pflegrechnung] von Pfleger Wahrer 28. Okt. 1777. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe.

Zu Seite 11. Karl Friedrich Drollinger] Wackernagel, Wilh. Abhandlungen zur deutschen Literaturgeschichte. (Kleine Schriften, Bd. 2.)

Johann Jakob Spreng, Basler Deutsche Gesellschaft] Adolf Socin. Johann Jakob Spreng. Ein baslerischer Gelehrter und Dichter aus dem 18. Jahrhundert Basler Jahrbuch 1893. Brunnenbeyfang] A. Geßler, Hebelhaus und Hebeldenkmal, Basler Jahrbuch 1901.

Zu Seite 14: Major Iselin] Über Iselin berichten die Hebelbiographien viele Unrichtigkeiten. Er wird in allen Schattierungen als Haudegen unter allen möglichen Fahnen Europas abgewandelt. Deshalb mögen hier die Daten seiner Laufbahn festgehalten werden. Johann Jakob Iselin, geb. 1704, war zum Kaufmann bestimmt; Seine Neigung zog ihn zur militärischen



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Laufbahn. 1718 begab er sich unter die Kompagnie Kremer (nachgehend Grand Villar) in französische Dienste. 1719 wurde er bei der Kompagnie Fesch im Regiment d 'Affry als Kadett angenommen. 1722 wurde er Fähnrich bei der Kompagnie Frey im Regiment Brendle, 1729 Unterlieutenant, 1731 Major im gleichen Regiment, das 1733 Regiment Seedorf, 1762 Regiment Boccard hieß. Mit diesem machte er alle Feldzüge und Belagerungen jener Zeit mit. 1738 wurde er Capitain-Commandant im Regiment Seedorf, 1754 Oberst-Lieutenant. In den Jahren 1758 —1760 diente er während der Feldzüge mit Auszeichnung als Brigademajor maior de brigade sodaß er 1760 zum Oberst befördert wurde. Ferner ehrte ihn der König Ludwig XV. durch die Ernennung zum "chevalier de mérite militaire". 1763, bei einer Neubildung des Regiments, ging seine Kompagnie über an seinen Sohn, er selbst erhielt 1764 den Rang eines "brigadier des armées du Roi". Er zog sich mit einer jährlichen Pension von 3000 Livres vom Regiment zurück und suchte seine Vaterstadt wieder auf, wo er schon früher, im Jahr 1748, Sechser der Zunft zu Gartnern und Mitglied des Großen Rates geworden war. Er starb am 22. Juni 1772 und wurde zu St. Peter begraben. (Siehe "Heinrich Iselin von Rosenfeld und sein Geschlecht". Zusammengestellt und bearbeitet von Friedr. Weyß-Frey.) Frau Susanna Iselin-Ryhiner 1702 —1778, war eine Tochter des Großrats Heinrich Ryhiner und der Ursula Socin (Tochter des Bürgermeisters). Sie wurde wie ihr Mann, im Kreuzgang zu St. Peter begraben. A. Geßler. Hebelhaus und Hebeldenkmal. Basler Jahrbuch 1901.

Zu Seite 15: Jakob Blühler von Diegten]Niederlassungsakten des Basler Staatsarchivs. Aufenthalterrodel 1757.



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Zu Seite 15 /16: Rechenbuch und Notizbuch Johann Jakob Hebels] Hebelpapiere des Großherzoglichen Fideikommisses. Badische Landesbibliothek Karlsruhe H. 82 und H. 81. Gesangbuch und "Psalmen Gezang-Book"] Aufbewahrt in Hausen.

Zu Seite 17: "Kistchen mit coquilles"] Ausgabenverzeichnis im Notizbuch Johann Jakob Hebels.

Trauung in Hauingen] fand statt am 30. Juli 1759 laut Kirchenbuch von Hauingen. Johann Jakob Hebel wird dort genannt des weyl. Joh. Nicolai Hebels, Burgers [von Simmern] und Leinewebers, ehel. lediger Sohn gleiches Handwerks". Daraus geht hervor, daß er nicht Hufschmied oder Gärtner, wie Bierlingers Alemannia 1. Jahrgang 1873 angibt.

Basler Ehegerichtsordnung] vom 13. September 1717, Art. 8. Freundl. Mitteilung von Herrn Dr. P. Roth, Assistent des Staatsarchivars.

Hebel an Pfarrer Tobias Günttert in Weil] Wilhelm Zentner. Johann Peter Hebels Werke Bd. l. Anm. auf S. 234.

Zu Seite 18: Hochzeit gerichtet durch Frau Major Iselin] Vermutung von Pfarrer L. Dorn in "Festrede bei der hundertsten Geburtstagsfeier für Johann Peter Hebel am 10. Mai 1760 gehalten in Hausen". (Basel, Schweighauser 1860.) Bad Hauingen] C. Mennicke: Aus der Geschichte von Hauingen.

Friesenegger] Jak. Christoph 1748 —1759 Pfarrer in Hausen, von 1759 an in Hauingen. C. W. F. L. Stocker, Schematismus der evang.-protest. Kirche in Baden.

Zu Seite 19: Geburt Hebels am 10. Mai 1760] Taufregister von St. Peter.



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Gründe gegen den Brunnenbeyfang] A. Geßler. Hebelhaus und Hebeldenkmal. Basler Jahrbuch 1901.

Tradition der Familie Kraus] ebenda.

Gartenhaus der Faeschischen Liegenschaft] ebenda.

Zweifel gegen Hebels Geburtshaus] F. A. Stocker. "Basler Stadtbilder". Das Hebelhaus. Dort wird auch nachgewiesen, daß Major Iselin nicht in der Faeschischen Liegenschaft Petersplatz 14 gewohnt hat.

Brief an Hitzig 20. August 1815] Dieser lag Becker 1860 bei der Veröffentlichung der Briefe an Zenoides in der "Festgabe" nicht vor. Er erscheint demnächst, wie alle hier als "unveröffentlicht" bezeichnete Briefe in "Briefe von J. P. Hebel. Eine Nachlese" herausgegeben von K. Obser. Das "zweite Haus vor dem Schwiebogen"]Brief an Gustave Fecht vom 6. Jenner 1825. Becker liest in der "Festgabe" 1860 "vor dem Schwiebogen". Zentner in der Gesamtausgabe der Briefe der G. F. "von Bem Schwiebogen".

Zu Seite 20: "im Winter in Basel] An Gustave Fecht 30. Oktober 1823.

Selig Platters Häuserverzeichnis] A. Geßler. Eine Wanderung durch Basel im 17. Jahrhundert. Basler Jahrbuch 1897, und F. A. Stocker "Basler Stadtbilder", Die St. Johannvorstadt.

Numerierung von 1798] Freundliche Mitteilung von K. Stehlin.

Nr. 14 und heute Nr. 78, eine Scheune] ebenso. St. Johannvorstadt 89, heute Totentanz 21 ebenso.

Zu Seite 21 Taufpaten] Taufregister von St. Peter. Nicolaus Riedmann, 1760 Besitzer von St. Johannvorstadt 89] Freundliche Mitteilung von Dr. K. Stehlin.



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Zu Seite 22: Taufe der Susanna Hebel zu St. Theodor] Taufregister zu St. Theodor.

Er lebte "etwa noch acht Tage" und Tod der kleinen Susanna] Kirchenbuch von Hausen.

3. Klasse des Gymnasiums] Erziehungsakten des Basler Staatsarchivs Nr. 5. Gymnasium. Collocationstabellen 1766 —1777.

Schule zu St. Peter] In den Verlassenschaftsakten Hebels, Generallandesarchiv Karlsruhe, befindet sich auf einem vom Dichter eigenhändig geschriebenen Zettel u. a. die Notiz: "Unterrichtet in der lat. Schule zu St. Peter in Basel, dito in Schopfheim, Gymnasium in Carlsruhe 1774". Der Hinweis auf eine lateinische Schule zu St. Peter muß ein Irrtum Hebels sein. Die "Gemeindeschule zu St. Peter" hatte zwei Klassen, in denen die Schüler Schreiben, Rechnen und Lesen lernten. Tüchtigen und älteren Schülern, welche bald in das Gymnasium auf Burg zu gehen verlangten, wurden die Anfangsgründe des Lateins beigebracht. (Staatsarchiv Basel. Kirchenarchiv KK 11. Schule zu St. Peter 1691 —1857.) Hebel scheint also die Schule zu St. Peter besucht und dort mit dem Latein begonnen zu haben. Das muß in den Jahren 1766 —1768 gewesen sein. Das Gymnasium vergaß er zu erwähnen. Schülerverzeichnisse der Gemeindeschulen gibt es nicht.

Zu Seite 24: Frau Meville] Albert Geßler. Basel in den Werken Johann Peter Hebels. Basler Jahrbuch 1899.

Zu Seite 27: "Wie man zum Kaffee Cichorien tut] Kalenderbeitrag "Eine Gerechtigkeit". Hausfreund 1818.

"ein Herr Kandidat"] Prof. D. Burckhardt-Werthemann im Schweizer Volksboten-Kalender 1917.



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Zu Seite 29: Scholer, Karikatur von Feyerabend] F. Beckers "Festgabe" 1860.

Zu Seite 30: Almanach des Proteus] Beilage zu den Briefen an Zenoides. Badische Landesbibliothek Karlsruhe.

Zu Seite 31: Familienüberlieferung] Mündliche Mitteilung von Dr. A. Huber, Staatsarchivar.

"'s Seilers Rädli" im Stadtgraben] Paul Barth. Basler Skizzen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Neujahrsblatt 1915.

Zu Seite 32: Graveur Hueber] Laut "Basler Handlungsschema oder Verzeichnis aller in Basel befindlichen Kaufleute usw. 1808" wohnte ein Friedrich Huber, Graveur, Schwarzen Pfahl 222.

Hausen-Schopfheimer Mundart durch den Basler Dialekt modifiziert] Ed. Hoffmann-Krayer. Bücherbesprechung von J. P. Hebels alemannischen Gedichten. Herausgegeben von Otto Heilig im Archiv für Volkskunde Bd. VI. 1902.

Der alemannische Pegasus.

Zu Seite 35. Der Segen ihrer Frömmigkeit — Da habe ich frühe gelernt] Aus "Antrittspredigt vor einer Landgemeinde".

"Wenn ich mit meiner Mutter"] Äußerung Hebels einem Freunde gegenüber. Lebensbeschreibung in der Ausgabe von Hebels Werken 1843.

Zu Seite 36: "Der Weg auf die Zwetschgenbäume"] "Baumzucht", Hausfreund 1811.

Tod der Mutter "abends 4 Uhr ohngefehr"] Kirchenbuch Hausen.



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Ein Bote nach Basel] Laut Pflegrechnung 1777: "Dem Jacob Greiner zu Fahrnau vor die Todesbotschaft nach Basel zu bringen 24 Batzen".

August Gottlieb Preuschen, Pfarrer in Hausen] Stocker, Schematismus der evang.-protest. Kirche in Baden.

Zu Seite 37: "Es ist ein sehr angenehmes, verlassenes Gärtchen"] Brief Hebels an Gustave Fecht. Spätsommer 1792.

Zu Seite 38: "proteusische Stündlein"] Unveröffentlichter Brief an Zenoides vom 20. August 1815. Badische Landesbibliothek, Karlsruhe. "So lange Sie bei uns waren""] Brief Hitzigs an Nüßlin vom 13. August 1827.

Zu Seite 39: "Er erscheint mir als russischer General"] Hebel an Zenoides 21. August 1806. Beckers "Festgabe" 1860. Brief LXIV.

Reisen Hebels in der Lörracher Zeit] im Notizbuch des Vaters. Zitiert in "Aus Johann Peter Hebels ungedruckten Papieren" von J. G. Längin.

Zu Seite 40: "Für Ihre Kinder]Brief an die Familie Schneegans. Ende April 1805. Daniel Schneegans in Straßburg war eine Zeitlang Associé Christoph Gottfried Haufes, seine Frau war Louise geb. Schwarz, eine Frankfurterin, Verwandte von Lilly Schönemann. (Behaghel.)

Zu Seite 41: "ein Vagabundisches ins Leben zu mischen] Brief an Familie Haufe vom 3. Juni 1824. Christoph Friedrich Haufe, geboren in Lörrach, war in Straßburg Goldschmied, später Baumwollfabrikant. Seine Frau, Sophie Bögner, war eine Tochter des in Grenzach verstorbenen Pfarrers Bögner, die einige Zeit mit ihrer Mutter in Karlsruhe gelebt hatte. (Behaghel.)



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Sie werden nicht leicht über ein Brücklein fahren] An Schneegans 7. Juni 1807.

Zwischen Zell und St. Blasien] An Haufe 19. August 1821. "Meine heilige Zeit"] An Gustave Fecht 20. Mai 1807. "Ich zähle wie die Kinder"] An Haufe 9. Januar 1825.

Zu Seite 42: "Manche seiner früheren Verhältnisse"] Hitzig an Nüßlin 8. Oktober 1826.

Zu Seite 43: "gleich einem Baum oben auf einem Berge"] Antrittspredigt vor einer Landgemeinde. "Ich muß ins Oberland reisen"] An Haufe 24. März 1805.

Zu Seite 48: "Ja ich kann mir in meiner Armuth darin gefallen"] An Haufe 3. August 1822.

Zu Seite 49: "Vorsehung, die immer gut leitet"] An Haufe 9. Januar 1825.

Zu Seite 51: Isaak Iselins Gustav Steiner "Der Einfluß Iselins auf Peter Ochs". Basler Jahrbuch 1921. Kaufherr Lucas Ritter] Freundliche Mitteilung von Prof. Ed. Hoffmann-Krayer.

Zu Seite 52: Eiermeitli, Fraufaste] Prof. Dr. Ed. Hoffmann-Krayer. Schweiz. Archiv für Volkskunde 14. Jahrgang

Zu Seite 52: Zur Entstehung der alemannischen Gedichte] In Basler Privatbesitz befindet sich ein Brief, in dem Hebel erzählt, er habe schon als Knabe Gedichte gemacht, wobei ihm Hagedorn, Gellert und Klopstock Vorbilder gewesen seien. Da seine Verse ihm nicht genügten, habe er sie verbrannt. Später sei ihm bei der Lektüre der Minnesänger der Gedanke gekommen, etwas ähnliches in seiner Mundart zu machen.



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Zu Seite 54: "der Blinde im Basler Totentanz"] An Schneegans 23. Juli 1805.

"ein krankes Mädchen an der Tafel"] An Zenoides 1811. Festgabe LXXXIII.

Zu Seite 55: Epistel an die Oberländer Freunde] betitelt "Us der Bredig bhalte" in G. Längin "Aus Johann Peter Hebels ungedruckten Papieren".

Zu Seite 63: "Der nächste Postwagen"] An Zenoides in Becker "Festgabe" XLVII.

Zu Seite 64: Anmerkung über Decker] Briefe an Zenoides. Badische Landesbibliothek. Die Anmerkung gehört zu Brief XLVII in Beckers "Festgabe". Decker verkaufte 1802 sein Geschäft an die Schweighausersche Buchdruckerei. Das mag der Grund gewesen sein, weshalb er auf Hebels Brief nicht eingetreten ist. (Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. G. Steiner.)

"Flick beißt stark an"] 1805 bei Becker LI. Samuel Flick war Mitglied des "Kämmerleins" der revolutionär gesinnten Bürger. Deshalb wohl nennt ihn Hebel einmal "Bürger Flick".

Zu Seite 65: "Die al. Gedichte bei Flick"] Unveröffentlichter Brief an Zenoides. Badische Landesbibliothek Karlsruhe. Sauerländer] Heinrich Remigius. Freundliche Mitteilung des Herrn Sauerländer in Aarau.

Haas verkauft Hebel in Gips] Unveröffentlichter Brief an Zenoides. Badische Landesbibliothek Karlsruhe. "In Basel mag sich viel Angststoffgas entwickeln"] Unveröffentlichter Brief an Zenoides. Badische Landesbibliothek Karlsruhe.



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Zu Seite 66: Jakob Christian Pack] Packst Chronik 1802 bis 1809. Universitätsbibliothek Basel. Berndeutsche Epistel] Hebelpapiere des Großherzoglichen Fideikommisses Karlsruhe.

"die Nachtigall in Basel"] Bei Becker in der "Festgabe" (Brief XCI) weggelassene Stelle.

Der Hausfreund.

Zu Seite 72. Schweizerreise mit den Baronen Carl und Ernst von Mentzingen] 22. August bis 22. September 1805. Hebel hat darüber ein Tagebuch geführt. Der Teil davon, der sich auf die Schweiz bezieht, wurde in der Neuen Zürcher Zeitung 1900 veröffentlicht.

Reise auf den Rigi] Johann Peter Hebels sämtliche poetische Werke. Herausgegeben von Ernst Keller. Pläne zu einer Reise auf den St. Gotthard] Brief an Zenoides 1805.

Zu Seite 74: "Topographische Schweizerkarte von Oberst Pfyffer] Franz Ludwig Pfyffer, Kartograph, Reliefzeichner und -Bossierer, geboren 1716 in Bern. Generallieutenant in französischen Diensten. Er unternahm als erster, die Zentralschweiz mit geometrischer Genauigkeit zu messen und zu modellieren. Das Relief Pfyffers war ein vielbewundertes Kunstwerk. Es ist jetzt im Gletschergarten zu Luzern ausgestellt. (Schweiz. Künstler-Lexikon Bd. II.)

Kriegsgreuel] Einfall der Franzosen in Nidwalden 1798.

Zu Seite 76: Schweizer Hirtenfest] Das bekannte große Älplerfest in Unspunnen am 17. August 1805.

Maler Lafond] Simon Daniel Lafond in Bern. 1768 —1836. Prof. Kuhn 1762 —1825 aus Berns Bernhard Friedr. Kuhn,



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Professor der Rechtswissenschaft in Bern, Mitglied des Helvetischen Großen Rates 1798, dessen Präsidium er in der ersten Sitzung erhielt. 1801 Mitglied des Helvetischen Senates (Schweiz. Geschlechterbuch Bd. 4, S. 309.)

Maler König] Franz Niklaus König, Maler und Kupferstecher in Bern 1765 —1832.

Zu Seite 80: Unabgefordertes Gutachten über eine vorteilhaftere Einrichtung des Calenders] Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe.

Schweizer Bote von H. Zschokke in Basel herausgegeben] von Samuel Flick. Die erste Nummer erschien im November 1798 als "Der Aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer- bote". (F. A. Stocker "Vom Jura zum Schwarzwald"1887.)

Zu Seite 82: Zenoides als Kalenderschreiber vorgeschlagen] Unveröffentlichter Brief an Zenoides von 1806. Badische Landesbibliothek Karlsruhe.

"Meine weitern Gedanken über eine vorteilhaftere Einrichtung des Kalenders"] Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe.

Zu Seite 84: "ungemein angenehm in der Gesellschaft dieser feingebildeten Menschenklasse"] An Gustave Fecht 23. Januar 1823.

Zu Seite 91: Die Juden in Oberendingen] Geographisches Lexikon der Schweiz. Artikel Oberendingen.

Zu Seite 97: Nationalschriftsteller] Hebel an Justinus Kerner 20. Juli 1817.

Ausklang.

Zu Seite ior "in gewissen Momenten unbändig stolz werden"] An Zenoides "Festgabe" Brief LXXXIV.



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Zu Seite 102: Gutachten des Pasur Antistes Emanuel Merian] Brief an Zenoides 6. April 1808. Festgabe LXXV. Vergl. A. v. Salis "Jung Stilling in Basel verboten". Basler Jahrbuch 1894.

Zu Seite 103: "Nach keiner Richtung hin"] An Haufe 7. Februar 1824.

Zu Seite 105: "für ein frommes Patenkind"] 20. Dezember 1824.

"Sie haben die biblischen Geschichten gut ausgeteilt"] An Gustave Fecht 27. Januar 1825.

Zu Seite 106: "voll Schmelen und Chettenblumen"] An Zenoides 1. Juni 1812. Festgabe LXXXIX. Jungfer Dienastin] A. Geßler, Basler Jahrbuch 1899. "Bingen liegt wie Basel"] An Gustave Fecht im Nov. 1794.

Zu Seite 107: "Ich wähnte in Basel zu sein"] An Gustave Fecht April 1805.

Andreas Geymüller] Protokoll IV der Schlüsselzunft. Basler Staatsarchiv.

Ephemeriden der Menschheit] Zeitschrift, die Isaak Iselin herausgab.

Prof. W. Lachenal] Beliebter Arzt und unermüdlicher Pflanzensammler, Professor der Anatomie und Botanik.

Zu Seite 108: Jakob Grimm] Jakob an Wilhelm Grimm 20. Januar 1814. Briefwechsel zwischen Jakob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit. Grimm erwähnt nicht, ob die Empfehlung durch Hebel an Ryhiner ging.

Zu Seite 109: Herr von Steiger] An Gustave Fecht Ende August 1799.

Oberst Kolb] Karl Wieland. Ein Staatsprozeß aus den letzten Tagen der alten Eidgenossenschaft. Basler Jahrbuch 1893.



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Zu Seite 110: O Zenoides] An Hitzig 6. Februar 1815. Festgabe XClV.

Zu Seite 112: Landvogt Fäsch] L. Freivogel. Stadt- und Landschaft Basel in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Basler Jahrbuch 1903.

Herr Gemuseus] Freundliche Mitteilung von Herrn R. Gemuseus-Passavant in Brombach.

Der Herr Kandidat vor dem Riehemer Tor] Prof. Dr. D. Burckhardt-Werthemanm Das Baslerische Landgut vergangener Zeiten.

Stickelberger] 1749 —1827. Geschichte der Familie Stickelberger von Basel. Von Emanuel Stickelberger. Als Manuskript gedruckt Basel 1923.

Zu Seite 113: Mit mir geht es immer im alten fort] An Gustave Fecht 20. Dezember 1823.

Manchmal hätte man es doch gern ein wenig anderst] An Gustave Fecht 15. Juli 1825.

Zu Seite 114: Garteninspektor Zeyher] Laut gütiger Mitteilung des Herrn Geheimrat Dr. K. Obser, Karlsruhe, in der Karlsruher Zeitung 1843, Nr. 151/153.

Zu Seite 116: Jakob Burckhardt] Otto von Greyerz. Die Mundartdichtung der deutschen Schweiz.

Zu Seite 117: Ein bedeutender Dichter müßte im Stande sein] Ernst Jenny, Theodor Meyer-Merian. 98. Neujahrsblatt 1920.